Ein Praktikumsbericht von Nina Kotissek
Acht groĂartige Wochen liegen hinter mir â acht Wochen, die ich, Studentin fĂŒr Sozialwissenschaft mit dem Schwerpunkt Stadtâ und Regionalentwicklung an der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum und ehrenamtliche Kommunalpolitikerin, als Praktikantin im Berliner BĂŒro der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese verbringen durfte.
Mein Praktikum bei Kerstin Griese zu absolvieren hat mich gereizt, weil sie Vorsitzende des Ausschusses des spannenden Politikfelds Arbeit und Soziales ist, das mich besonders interessiert. DarĂŒber hinaus fasziniert mich, wie viele politische und gesellschaftliche EhrenĂ€mter Kerstin Griese gleichzeitig ausĂŒbt: Sie ist SPD-Fraktionsbeauftragte fĂŒr Kirchen und Religionsgemeinschaften, Sprecherin des Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD, Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, stellvertretende Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe, Vorsitzende der SPD im Kreis Mettmann und vieles mehr. Umso mehr hat es mich gefreut, als ich die Zusage erhalten habe.
Die spannendsten Zeiten, die ich in Berlin erleben durfte, waren die Sitzungswochen, in denen ich Kerstin Griese fast ĂŒberall hin begleiten und tausend neue und spannende Erfahrungen machen durfte: Ich habe an Plenarsitzungen, Sitzungen des Ausschusses fĂŒr Arbeit und Soziales und den dazugehörigen vorbereitenden SPD-Arbeitsgruppensitzungen, Fraktionssitzungen sowie öffentlichen Anhörungen zu den Themen Arbeit fĂŒr Menschen mit Behinderung und Mindestlohn teilgenommen, durfte Kerstin Griese zu Sitzungen der SPD-Projektgruppe âNeues Miteinanderâ, Veranstaltungen der SPD-Fraktionsströmung âNetzwerk Berlinâ und Fraktion-vor-Ort-Terminen begleiten, habe Konferenzen der SPD-Bundestagsfraktion, unter anderem eine Betriebsâ und PersonalrĂ€tekonferenz zu Leiharbeit und WerkvertrĂ€gen und eine Kommunalkonferenz zum Thema Integration besucht und durfte Kerstin Griese bei externen Veranstaltungen vertreten, bei der Auftaktveranstaltung der Deutschen Industrie- und Handelskammer zu ihrem Integrationsprogramm âAnkommen in Deutschlandâ und bei einer Konferenz zu Asyl und Migration in der EuropĂ€ischen Union mit EU-ParlamentsprĂ€sident Martin Schulz.
Dank meiner KollegInnen war auch die Zeit, die ich in den sitzungsfreien Wochen im BĂŒro verbracht habe, sehr interessant und lehrreich. Ich fĂŒhlte mich nicht wie eine Praktikantin, sondern wie eine vierte Mitarbeiterin, denn ich hatte das GefĂŒhl, dass ich die gleiche inhaltliche und qualifizierte Arbeit verrichten durfte wie meine KollegInnen. Ich durfte Veranstaltungen, die Kerstin Griese selbst veranstaltete oder zu denen sie eingeladen wurde und Anhörungen, die sie in ihrer Funktion als Ausschussvorsitzende leitete, inhaltlich vorbereiten, RedeentwĂŒrfe und Antworten auf Interviewfragen schreiben, Antwortbriefe an BĂŒrger, VerbĂ€nde, kirchliche Organisationen o.Ă€. verfassen, Veranstaltungen, die ich ohne Kerstin Griese besuchte, inhaltlich zusammenfassen und am hĂ€ufigsten durfte ich fĂŒr sie ein Thema recherchieren und einen Vermerk darĂŒber erstellen. All diese Aufgaben, und das gefiehl mir besonders, waren fĂŒr Kerstin Griese und ihre MitarbeiterInnen wirklich hilfreich.
Inhaltlich dominant waren natĂŒrlich die Themen Arbeit und Soziales. Ich habe viel gelernt ĂŒber den Mindestlohn, Leiharbeit, WerkvertrĂ€ge und ScheinselbststĂ€ndigkeit, mobile BeschĂ€ftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und gute Arbeit fĂŒr Menschen mit Behinderung sowie ĂŒber Asyl, Migration, Integration und FlĂŒchtlingspolitik, bspw. ĂŒber Erleichterungen fĂŒr FlĂŒchtlinge auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Doch da eine Bundestagsabgeordnete zu allen bundespolitischen Themen Expertin ist und sein muss, habe ich auch oft an Themen auĂerhalb der Arbeits- und Sozialpolitik gearbeitet, an E-Zigaretten, dem Klimawandel, dem Ăbergang von der Schule zum Beruf, den Jugendfreiwilligendiensten und der Reform des Urheberrechts.
Ăber die Arbeit in einem BundestagsbĂŒro hinaus ermöglicht ein Praktikum bei einer SPD-Abgeordneten auch die Teilnahme am sogenannten Praktikantenprogramm der SPD-Bundestagsfraktion, bei dem GesprĂ€che mit PolitikerInnen und VertreterInnen aus der Wirtschaft und aus unterschiedlichen Institutionen auf der Tagesordnung stehen. Ich durfte mit Michael Roth, Staatsminister fĂŒr Europa ĂŒber die Zukunft Europas, mit Klaus Barthel ĂŒber RĂŒstungsexportkontrollen und mit Dirk Wiese ĂŒber TTIP und CETA diskutieren, darĂŒber hinaus haben uns VertreterInnen des Bundesnachrichtendienstes, des Verfassungsschutzes und des Bundeskriminalamtes ihre Arbeit vorgestellt und wir besichtigten den Bundesrat.
Zwei besondere Highlights der letzten acht Wochen waren nicht Bestandteil meines Praktikums, wurden mir aber ebenfalls durch Kerstin Griese ermöglicht: Am Wahlabend der Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-WĂŒrttemberg und Sachsen-Anhalt durfte ich die Wahlparty der SPD im Willy-Brandt-Haus besuchen und an Maybrit Illners Talkshow zum Thema FlĂŒchtlingspolitik teilnehmen, Diskutant war unter anderem der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann.
FĂŒr mich war das Praktikum im BundestagsbĂŒro von Kerstin Griese aus zwei Perspektiven besonders interessant: Als politisch interessierter Mensch und ehrenamtliche Kommunalpolitikerin war es spannend, den Arbeitsalltag einer Bundestagsabgeordneten mitzuerleben, und als Sozialwissenschaftsstudentin war es ebenso spannend, den Arbeitsalltag der MitarbeiterInnen einer Bundestagsabgeordneten kennenzulernen. Nach diesem Praktikum kann ich mir sehr gut vorstellen, nach meinem Studium in einem Bundestags- oder LandtagsabgeordnetenbĂŒro zu arbeiten. AuĂerdem habe ich gelernt, dass kaum jemand mehr Zeit in seinen Job investiert und ihn gewissenhafter und leidenschaftlicher ausĂŒbt als Bundestagsabgeordnete im Allgemeinen und Kerstin Griese im Besonderen.
Auch fĂŒr mein Masterstudium hat mir das Praktikum unmittelbar geholfen: Nach so vielen theoretischen Erfahrungen in der FlĂŒchtlingspolitik forsche ich nun in meiner Masterarbeit ĂŒber das Leben und die Integration von FlĂŒchtlingen in meiner Heimatstadt und vergleiche die AnsprĂŒche der Politik mit der Lebenswirklichkeit der geflĂŒchteten Menschen.