Kerstin Griese beteiligt sich mit voller Ăberzeugung an der Gedenkkampagne #WeRemember. âDamit wahren wir das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus und setzen weltweit im Internet ein Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Rassismusâ, betont die SPD-Abgeordnete.
âDie Schrecken der Schoah sind nicht in Worte zu fassen und auch fĂŒr mich kaum zu begreifen â obwohl ich mich bereits seit meiner Jugend damit auseinandersetzeâ, sagt Kerstin Griese. âImmer wieder gibt es Menschen und Gruppierungen, die meinen, ein Erinnern an den Holocaust sei unnötig, man mĂŒsse die Geschichte doch âendlich ruhen lassenâ oder gar neu bewerten.â FĂŒr Griese ist das ebenso unbegreiflich.
âIch meine: Eine aktive und lebendige Erinnerungskultur ist wichtiger denn je. Insbesondere in Zeiten, in denen Verschwörungsideologien und antisemitische Hetze eine regelrechte Hochkonjunktur haben und offen gelebter Hass tĂ€glich sichtbar ist.â Wer jemals die Möglichkeit gehabt hat, Zeitzeuginnen und -zeugen persönlich zu erleben, habe ein Privileg genossen, das folgenden Generationen so nicht mehr erleben können. âUmso wichtiger ist es, ihre Geschichten zu erzĂ€hlen. Von ihrem Leid, ihrem Schmerz und ihrer Trauer zu berichten, aber auch von all den TrĂ€umen, die sie hatten und nicht verwirklichen konnten, von ihrer Widerstandskraft und vom Ăberlebenâ, so Griese.Die meisten der mehr als sechs Millionen durch die Nationalsozialisten ermordeten Menschen waren Juden und JĂŒdinnen. Auch Homosexuelle, Sinti und Roma, politische Gegner sowie Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen wurden verfolgt und getötet. âDie Gedenkstunde des Deutschen Bundestages an die Opfer des Nationalsozialismus hat mich sehr berĂŒhrt und ergriffen. Ich musste an meinen ersten Besuch in Auschwitz denken, als ich 15 Jahre alt war. Eine wertvolle Erfahrung die mein gesamtes Leben maĂgeblich beeinflusst hat.â
In jeder Stadt seien Menschen verfolgt und ermordet worden, weist Kerstin Griese auf zwei Schicksale aus dem Niederbergischen hin:
- Julius Schmidt wird als Homosexueller von den Nationalsozialisten unterdrĂŒckt, verfolgt und schlieĂlich deportiert. Er stirbt mit nur 33 Jahren im KZ Buchenwald. In der GĂŒnter-Weisenborn-StraĂe in Velbert erinnert seit 2021 ein Stolperstein an das Leben von Julius.
- Ebenfalls in Velbert erinnert ein Stolperstein an das Leben von Carl Kipper. Er gilt in den Augen der Nationalsozialisten als psychisch krank. Deshalb ist auch er der UnterdrĂŒckung und Verfolgung ausgesetzt. Carl wird, wie viele, gegen seinen Willen sterilisiert und nach acht Jahren ermordet. Die Tat ist Teil der âAktion T4â. Das ist der Deckname fĂŒr das geheime âEuthanasieâ-Programm der Nationalsozialisten, dem rund 300.000 Menschen zum Opfer fallen.
Nach der Bundestags-Gedenkstunde geht Kerstin Griese zur Gedenkveranstaltung des Beauftragten der Bundesregierung fĂŒr die Belange behinderter Menschen, JĂŒrgen Dusel. An der blauen Wand, Gedenk- und Informationsort fĂŒr die Opfer der NS-âEuthanasieâ-Morde in der TiergartenstraĂe 4, hat er zum gemeinsamen Gedenken fĂŒr die Opfer der âEuthanasieâ-Verbrechen aufgerufen.
Am Denkmal fĂŒr die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas haben viele Menschen der Opfer aus der Gruppe der Sinti und Roma gedacht. Der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat sehr eindringlich dazu aufgerufen, auch heute wachsam gegen Antiziganismus zu sein. Hier hat Griese im Namen des Rates der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Blumen niedergelegt.
Foto oben: Bundestag/von Saldern