Mehr als 150 Leute drĂ€ngelten sich ins BĂŒrgerhaus Ratingen, um bei âKerstin Griese trifft ⊠Hubertus Heilâ dabei zu sein. Der Bundesarbeitsminister und seine Parlamentarische StaatssekretĂ€rin arbeiten schon seit Jahren eng zusammen, und sie warfen sich gut eingespielt die BĂ€lle zu.

Alle 80 SitzplĂ€tze waren besetzt, und genauso viele Leute mussten stehen: riesiges Interesse im BĂŒrgerhaus.
Die Arbeit werde uns nicht ausgehen, weder Roboter und KI nehmen uns die Jobs weg, zeigten sich Griese und Heil sicher. Teilweise werde die Nachfrage nach Arbeit sogar gröĂer, etwa im Bereich der sozialen Dienstleistungen. Deswegen gehe es in den nĂ€chsten Jahren um FachkrĂ€ftesicherung.
âDeutschland ist nicht ĂŒberaltert, aber an ein paar Stellen unterjĂŒngtâ, beschrieb Hubertus Heil mit einem Augenzwinkern die demografische Entwicklung. âWir mĂŒssen aufpassen, wie wir ĂŒber die jungen Leute reden. Meine Kinder sind zehn und zwölfâ, bat er um VerstĂ€ndnis. âĂber die âJugend von heuteâ wird seit 2000 Jahren schlecht geredet. Unsere Aufgabe ist aber nicht, sie zu beschimpfen, sondern ihnen eine Perspektive zu bieten.â Ăhnlich sei es auch bei der Ă€lteren Generation. âIch bin froh, nicht bei Markus Lanz zu sein, sondern in Ratingenâ, Ă€rgerte er sich ĂŒber manches in der ZDF-Talkshow verbreitete Klischee. âDie 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner fressen uns angeblich die Haare vom Kopf.â Der Minister widersprach eindringlich: âSie haben sich die Rente verdient, das sind keine Almosen.â Griese und Heil sprachen sich fĂŒr flexible ĂbergĂ€nge in die Rente aus und gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalter. âRentenpolitik ist Lobbypolitik fĂŒr die kĂŒnftigen Generationen, damit die sich darauf verlassen könnenâ, betonte Kerstin Griese.
Bevor die FDP angefangen habe, alles zu sabotieren, habe er in der Ampelregierung durchaus gute Gesetze machen können, bemerkte Hubertus Heil. Er ergĂ€nzte mit Blick auf seine Gastgeberin, dass der Hauptverdienst eigentlich bei Kerstin Griese lĂ€ge: âIch stehe immer nur vor der Kamera, und du machst die parlamentarischen Verhandlungen.â
Die FachkrĂ€fteeinwanderung sei eines der erfolgreichen Gesetze der Ampelregierung, unterstrich Heil. Und auch die GeflĂŒchteten werden auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. âBei den geflĂŒchteten MĂ€nnern aus Syrien haben wir inzwischen eine höhere Arbeitsmarktintegration als bei Deutschen. Bei den Frauen ist noch Luft nach obenâ, bedankte er sich in der Diskussion bei den BeschĂ€ftigten von Arbeitsagentur und Jobcenter, die viel erreicht haben. âMan muss sich angewöhnen, die Leute auch mal einzustellen, wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechenâ, appellierte Hubertus Heil an die Unternehmen. âDenn Deutsch lernt man nicht nur im Sprachkurs.â
Die Schuldenbremse mĂŒsse laut Griese und Heil reformiert werden. âMan kann der jungen Generation keine kaputte Infrastruktur hinterlassenâ, sagte Hubertus Heil. Wir mĂŒssen aufpassen, dass wir uns nicht zu Tode sparen. Wenn wir soziale Sicherheit auf hohem Niveau garantieren wollen, dĂŒrfen wir soziale gegen Ă€uĂere Sicherheit nicht ausspielen.â
Eine Stunde und 45 Minuten diskutierten Griese, Heil und das Publikum angeregt ĂŒber den sozialen Zusammenhalt im Land. Der Minister reagierte auf die Themen und Fragen immer mit klarer Sprache und erwies sich als sehr unterhaltsamer ErzĂ€hler. Auch diejenigen, die wegen des Andrangs stehend zuhören mussten, blieben bis zum Ende im groĂen Saal des BĂŒrgerhauses und klatschten begeistert Beifall.