Bundestagsdebatte: Antisemitismus zurückdrängen

Kerstin Griese hat in einer Bundestagsdebatte an eine 15-jährige Schülerin aus Dresden erinnert, die jüngst den Preis für Zivilcourage, gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus erhalten hat. „Sie hat sich gegen antisemitische und fremdenfeindliche Äußerungen an ihrer Schule und in WhatsApp-Gruppen zur Wehr gesetzt.“

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Es sei bedrückend, so Griese, dass das Wort „Jude“ inzwischen eines der häufigsten Schimpfwörter auf den Schulhöfen sei. „Vor kurzem hat ein deutscher Mann sechs Minuten lang hier mitten in Berlin die Besitzer des Restaurants Feinberg’s, einem Treffpunkt mit guter israelischer Küche, massiv antisemitisch beschimpft. Juden gehörten ins Gas, hat er da gerufen – vor laufender Kamera. Judenhass, öffentlich, mitten in Berlin. Das war kein importierter Antisemitismus, sondern das zeigt leider: Antisemitismus gab und gibt es mitten unter uns“, sagte Kerstin Griese, und sie schlussfolgerte: „Wir brauchen mehr couragierte Menschen, die dagegen aufstehen.

Die Historikerin Griese hält es für untererträglich, „wenn eine Schlussstrichmentalität aufkommt, als ob wir überhaupt keine Verantwortung dafür hätten, was aus unserer Geschichte wird“. Die Hetze gegen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas bezeichnete Kerstin Griese als eine Schande. „Der dafür verantwortliche AfD-Spitzenpolitiker ist weiterhin Mitglied seiner Partei.“

Antisemitismus und Antizionismus fänden sich in allen politischen Lagern, sie sind kein Randphänomen. „Sie sind am häufigstenals Kern rechtsextremer Positionen zu finden. 90 Prozent aller Straftaten kommen von rechtsextremer Seite.“ Griese fügte hinzu: „Aber ja, es gibt auch Antisemitismus unter denen, die aus Ländern Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens zu uns gewandert sind und in deren Herkunftsländern man von klein auf ein Feindbild der Juden und des Staates Israel vermittelt bekommt. Wir müssen deshalb allen Erscheinungsformen des Antisemitismus entgegentreten durch Aufklärungsarbeit, durch Dialog – unabhängig von der Herkunft oder der religiösen Zugehörigkeit. Ich freue mich, dass es Initiativen gibt, in denen Christen, Juden und Muslime gemeinsam gegen Antisemitismus aktiv sind.“