Bundestagsdebatte: Rechtsvereinfachung bei Hartz IV

Es gehe um die BedĂŒrfnisse der Kinder, hat Kerstin Griese in einer Bundestagsrede um Rechtsvereinfachungen bei Hartz IV betont. „Alleinerziehende sind die Gruppe, die am stĂ€rksten von Armut bedroht ist.“

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Die HĂ€lfte aller Kinder, die von Hartz IV abhĂ€ngig sind, lebe bei einem alleinerziehenden Elternteil. „Wir sind dabei, ein Konzept fĂŒr einen Umgangsmehrbedarf zu entwickeln. Unser Ziel ist nĂ€mlich, dass der umgangsberechtigte Elternteil seinen kindbedingten Mehrbedarf decken kann, ohne dass es bei dem anderen alleinerziehenden Elternteil zu Problemen kommt“, erlĂ€uterte Kerstin Griese das Vorhaben der großen Koalition. „Wir wollen eine Lösung, die die getrennt lebenden Eltern nicht auf Kosten der Kinder gegeneinander ausspielt, die keine Anreize bietet, die Kinder nicht zu dem anderen Elternteil zu lassen.“

UrsprĂŒnglich sei fĂŒr Alleinerziehende eine Vereinfachung und rechtliche Klarstellung im Zuge der Rechtsvereinfachungen fĂŒr das zweite Sozialgesetzbuch (SGB II) geplant gewesen, rĂ€umte die Vorsitzende des Ausschusses fĂŒr Arbeit und Soziales ein. „Dagegen hat sich viel Protest gebildet, und das, wie wir gemerkt haben, durchaus zu Recht.“ In der Theorie mĂŒssten nach einem Urteil des Bundessozialgerichts die Leistungen fĂŒr das Kind aufgeteilt werden und der Aufenthalt bei beiden Elternteilen stĂŒndlich erfasst werden. „Das war eine riesige BĂŒrokratie, die zu umfangreichen und komplexen Bescheiden von 200 Seiten gefĂŒhrt hat. Das wollten wir nicht mehr, und das sollte vereinfacht werden“, sagte Kerstin Griese. „Allerdings hat sich gezeigt, dass dieses komplizierte Verfahren in vielen Jobcentern gar nicht angewandt wurde“, wies sie auf den Unterschied zwischen Theorie und Praxis hin. Dies sei der Grund dafĂŒr, dass die Rechtsvereinfachungen hinsichtlich von Alleinerziehenden aus dem Gesetzentwurf herausgenommen wurden. Griese betonte, dass man vorher nicht habe wissen können, dass die vorgesehene Neuregelung fĂŒr manche Alleinerziehenden finanzielle Einbußen bedeutet hĂ€tte.

Griese bedankte sich in ihrer Rede bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jobcenter fĂŒr deren Engagement und den VerbesserungsvorschlĂ€gen aus der Praxis. „Eine Verbesserung ist die, dass wir fĂŒr anerkannte FlĂŒchtlinge, die noch in GemeinschaftsunterkĂŒnften leben einfachere Verfahren einfĂŒhren werden“, nannte Kerstin Griese ein Beispiel.