Die SPD des Kreises Mettmann hat in Erkrath den Koalitionsvertrag diskutiert. âEs gibt gute Argumente fĂŒr beides, fĂŒr ein Ja und ein Neinâ, sagte Kerstin Griese zu Beginn.
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âWas gibt es besseres, als dass alle Mitglieder entscheiden dĂŒrfen? In der SPD gibt es mehr Demokratie als in allen anderen Parteienâ, so Griese. âWir mĂŒssen sagen, was hundert Prozent SPD-Position ist. Wir haben in den letzten Jahren viel zu oft den Kompromiss gefeiert.â Es gehe darum das sozialdemokratische Profil zu stĂ€rken, warb Griese fĂŒr eine Erneuerung der SPD und die Zustimmung zum Koalitionsvertrag. Sie wies in ihrer kurzen EinfĂŒhrung auf die Verhandlungserfolge sozialer Arbeitsmarkt, Rente, Pflege und Bildung hin.Der Koalitionsvertrag habe gute AnsĂ€tze, aber es fehle des GroĂe und Ganze, sagte Kevin Buchner (Jusos) in seinem ausfĂŒhrlichen Referat. âWir haben wichtige Fragen zur Zukunft des Landes nicht geklĂ€rt.â Es mĂŒsse eine Ausnahme sein, dass die zwei groĂen Volksparteien gemeinsam regieren. âDie SPD prĂ€sentiert sich als die Partei des geringeren Ăbelsâ, kritisierte Buchner, der davor warnt, Angst vor Neuwahlen zu haben.
Es waren sowohl viele Neumitglieder in die Stadthalle Erkrath gekommen, als auch Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die mehr als 25 Jahre dabei sind. Kevin Buchner bekam fĂŒr seine Haltung gegen die Groko viel Zustimmung und Beifall bei knapp der HĂ€lfte der 120 Anwesenden. Aber es gab auch viel Widerspruch, und die Mehrheit der Debattenredner sprach sich fĂŒr ein Ja zum Mitgliederentscheid aus. âMich interessiert es, ob wir zukĂŒnftig wĂ€hlbar sindâ, sagte Reiner König (Velbert). âWir dĂŒrfen die CDU auf Bundesebene nicht allein lassenâ, betonte er. Die SPD habe jetzt die Chance, den Kontakt zu den Gewerkschaften zu finden, wies er auf deren Zustimmung zum Koalitionsvertrag hin.
Walter Haas (Hilden), ehemaliger DGB-Landesvorsitzender, ergĂ€nzte: âJetzt haben wir die Möglichkeit, in eine Koalition einzutreten, die wir uns nicht gewĂŒnscht haben. Aber da ist mehr herausgekommen als ich erwartet habeâ, bewertete Haas den Koalitionsvertrag, der eindeutig eine sozialdemokratische Handschrift trage. âVerbesserungen gibt es nur, wenn wir mitmachen. Wenn wir den Koalitionsvertag nicht unterstĂŒtzen, werden wir hundertausende WĂ€hler verlieren.â
Jens Niklaus (Haan) bemĂ€ngelte, dass im Koalitionsvertrag zu viele PrĂŒfauftrĂ€ge seien. âWir brauchen eine Neuaufstellung, sowohl inhaltlich als auch personell. Wir brauchen den klaren Schnitt.â
Ex-EuropaparlamentsprĂ€sident Klaus HĂ€nsch (Erkrath) erinnerte an die groĂe Koalition Ende der sechziger Jahre. âWir haben gewonnen, weil wir mit breiter Brust aus dieser Koalition rausgegangen sind und nicht verschĂ€mt auf die Stiefelspitzen gestarrt haben.â Es gebe keine Entschuldigung fĂŒr das allgemeine FĂŒhrungsversagen in der SPD, betonte HĂ€nsch. âWir hatten den falschen Kanzlerkandidaten, wir hatten den falschen Vorsitzenden. Reden wir doch mal Klartext.â AuĂerdem habe das Wahlprogramm nicht ĂŒberzeugt. âEine Minderheitsregierung ist eine Regierung Merkel in einem rechtslastigen Bundestag.â Da komme nichts Sozialdemokratisches raus, warnte Klaus HĂ€nsch. âWir wollen regieren, weil wir wissen, das ist besser fĂŒr Deutschland. Und weil es eine Freude ist, fĂŒr ein gemeinsames Europa zu kĂ€mpfen.â
Kerstin Griese (Ratingen) stimmte Klaus HĂ€nsch zu und wies auf die Gefahr durch die AfD hin. âWir haben eine Woche hinter uns, in der die AfD Hass und Hetze im Bundestag verbreitet hat. Die SPD ist die Ă€lteste Partei, die gegen Rechtsextremismus kĂ€mpft. Wir mĂŒssen mehr dafĂŒr tun, die Rhetorik der AfD zu brechenâ, unterstrich die SPD-Kreisvorsitzende.