âEs ist wichtig, dass die Unterschiede zwischen den Parteien deutlicher werdenâ, sagte Kerstin Griese zu Beginn von drei SPD-Versammlungen in Velbert, Ratingen und Haan. Etwa 150 Interessierte, zu drei Vierteln SPD-Mitglieder, waren am Samstag gekommen, um mit der Abgeordneten ĂŒber eine mögliche groĂe Koalition zu reden.
Auch in einer Koalition mĂŒsse die SPD im Parlament klarer sagen, was ihre grundsĂ€tzlichen Ăberzeugungen sind. âDa sind in den vergangenen vier Jahren Fehler gemacht wordenâ, rĂ€umte das Bundestagsmitglied ein.
âWir haben zwei Herzen in einer Brustâ, fasste Griese in der Diskussion die unterschiedlichen EinschĂ€tzungen des Sondierungsergebnisses mit der CDU/CSU zusammen. An allen drei Versammlungsorten waren die Wortmeldungen etwa hĂ€lftig pro und contra schwarz-rote Koalition. Viele Redner machten deutlich, dass sie zwischen den beiden Alternativen schwanken. âWollen wir eine Verbesserung fĂŒr unser Land oder fĂŒr unsere Umfrageergebnisse?â, lautete eine der gestellten Fragen.
Das mit der Union verhandelte Sondierungsergebnis stieĂ bei vielen auf Zustimmung. âDer Bildungsbereich ist der mit der klarsten sozialdemokratischen Handschriftâ, so Kerstin Griese. Von beitragsfreien Kitas, ĂŒber einen Recht auf Ganztag an der Grundschule, Investitionen des Bundes in die schulische Infrastruktur bis zu den Hochschulen habe die SPD eine stimmige âBildungsketteâ erreicht. Nichtdestotrotz fehle eine ârote Linieâ, lautete die Hauptkritik. âEs gibt viele kleine Verbesserungen fĂŒr die BĂŒrgerâ, hieĂ es in der Diskussion. Aber an der Kluft zwischen Arm und Reiche werde sich zu wenig Ă€ndern.
âDas entscheidende Thema ist nicht, ob wir in die Koalition gehen oder nichtâ, betonte ein SPD-Mitglied. âSondern wir brauchen eine Vision. Warum soll ich die SPD wĂ€hlen?â Auch Kerstin Griese schloss sich dieser Argumentation an. âOb sich die SPD erneuert, hĂ€ngt nicht davon ab, ob wir regieren oder nichtâ, sagte die SPD-Kreisvorsitzende. âEine gute Regierungsarbeit, in der konkrete Verbesserungen fĂŒr das Leben der Menschen erreicht werden, kann nur ein Baustein sein.â
Mit dem 28-seitigen Sondierungspapier sei ein Anfang geschaffen. âDie Rente muss zum Leben reichen. Deswegen hat die SPD die Grundrente durchgesetzt.â Die Sozialexpertin Griese zĂ€hlte weitere Verhandlungserfolge auf: âEine MindestausbildungsvergĂŒtung, das RĂŒckkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit, ein sozialer Arbeitsmarkt fĂŒr 150.000 Langzeitarbeitslose.â Leider fehle im Sondierungsergebnis die Abschaffung der willkĂŒrlichen Befristung von Jobs. âDas ist eine Kernforderung der SPD. Die wĂŒrde in konkreten Koalitionsverhandlungen erneut auf den Tisch kommenâ, kĂŒndigte Kerstin Griese an.