Latzel, Griese

Kerstin Griese trifft … Thorsten Latzel

Nicht nur um Kirche, sondern auch um Sport ging es bei „Kerstin Griese trifft … Thorsten Latzel“ im Haus am Turm Ratingen. Latzel steht als Präses an der Spitze der rheinischen Landeskirche und ist Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

„Die Leute singen unter der Dusche, im Stadion und in der Kirche“, sagte Latzel „Im Stadion gibt es feste Abläufe, Liturgien und heilige Momente.“ Außerdem gebe es Emotionen – und davon könne die Kirche noch lernen.

Haus am Turm

Kerstin Griese, Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Rat der EKD, sagte, dass Kirche trotz schwindender Mitgliedszahlen eine wichtige zivilgesellschaftliche Rolle spielt. „Auch Konfessionslose sagen: Ihr sollt euch einmischen!“, wies Thorsten Latzel auf eine neue Studie hin. „Wir dürfen also nicht nur auf die Mitgliedszahlen schauen“, meinte der Präses, auch wenn 2,2 Millionen Mitglieder, die die evangelische Kirche im Rheinland zählt, nicht gerade wenig sind.

„Partei ergreifen für die Armen und Schwachen“ – das sei der entscheidende Grund dafür, dass Kerstin Griese sich politisch engagiert. Sie begrüßt es, dass sich die Kirche und Thorsten Latzel zuletzt anlässlich von St. Martin für einen starken Sozialstaat einsetzt. „Die Corona-Zeit hat die Schwächsten getroffen, und die Teuerung danach auch“, so Latzel. „Wir wollen nicht, dass die Reichen in Gated Communities leben“, warnte er vor eine Spaltung der Gesellschaft. Griese stimmte dem zu und verwies auf die Diskussion um die Höhe des Bürgergeldes. „Menschen, die Sozialleistungen bekommen, werden gegen Menschen ausgespielt, die wenig verdienen. Das ist brandgefährlich.“

Latzel, Griese

Auf eine Frage aus dem Publikum erläuterten Griese und Latzel ihre Einschätzung des Rücktritts der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus, mit dem sie auf einen Missbrauchsvorwurf in ihrem Kirchenkreis reagierte. „Sexualisierte Gewalt ist ein Thema, dem wir uns aus Betroffenenperspektive mit aller Klarheit stellen müssen“, stellte Latzel klar. Kerstin Griese sagte: „Es sind Frauen, die Konsequenzen ziehen. Es ist kein einziger katholischer Bischof zurückgetreten“, stellte Griese fest, obwohl diese ein Vielfaches mehr falsch gemacht hätten. „Das ist sehr bitter.“ Latzel und Griese unterstrichen, dass die Kirche nicht den Eindruck erwecken dürfe, „als ob der Schutz der Institution wichtiger sei als der der Betroffenen“.