Der bekannte Journalist Peter Wensierski, geboren in Heiligenhaus, war Gast bei âKerstin Griese trifft âŠâ in seiner Heimatstadt. âEs geht um Geschichten aus der Geschichteâ, sagte Griese bei der BegrĂŒĂung von Wensierski, der viele wichtige Themen aus der Geschichte Ost- und Westdeutschlands begleitet hat.
Griese kennt den Namen Wensierski seit den 80er Jahren. Damals hatte sie sein im Osten verbotenes Buch âSchwerter zu Pflugscharenâ in die DDR geschmuggelt, als sie dort mit einer Jugendgruppe ihre evangelische Partnergemeinde besuchte. âIch war SchĂŒlerin, wir waren jung und leichtsinnigâ, erinnerte sich Griese.Wensierski war damals Reisekorrespondent in der DDR und hatte oft mehr Bewegungsspielrum, als die fest akkreditierten West-Journalisten. Der angebliche âFriedensstaatâ habe immer mehr auf Militarisierung gesetzt, erzĂ€hlte Peter Wensierski. âMargot Honecker hatte den Wehrkundeunterricht eingefĂŒhrt â evangelische SchĂŒler machten da nicht mit.â Vor dem UNO-GebĂ€ude in New York gebe es die von der Sowjetunion geschenkte Schwerter-zu-Pflugscharen-Skulptur, die als StoffaufnĂ€her zum Symbol der oppositionellen Jugend wurde. âVolkspolizisten haben den Jugendlichen die AufnĂ€her mit der Schere vom Ărmel geschnitten.â Dann sei an den Parkas nur ein genĂ€hter Kreis ĂŒbrig geblieben, den die Jugendlichen als TrophĂ€e getragen hĂ€tten.
Peter Wensierski wusste mit seinen erlebten Geschichten das Publikum im Heiligenhauser Club zu fesseln. Der TrĂ€ger des Bundesfilmpreises zeigte zudem diverse Ausschnitte aus Dokumentarfilmen, sowohl aus der DDR als auch der BRD. Die Menschen im Westen in den 60er Jahren waren nicht besser, warnte Wensierski vor Ăberheblichkeit gegenĂŒber dem Osten.
âWir haben 50 Jahre 68â, erinnerte Kerstin Griese an die 68er Bewegung. âDer haben wir viel zu verdanken.â Peter Wensierski ergĂ€nzte: âWir wĂ€ren in der Gesellschaft nicht da, wo wir heute sind, wenn es die Revolte nicht gegeben hĂ€tte.â FĂŒr sein soeben erschienenes Buch âBerlin â Stadt der Revolteâ hat der Journalist viel recherchiert. 1968 habe aber nicht nur in Berlin stattgefunden. Selbst am Gymnasium in Kettwig, das er besuchte, habe sich die SchĂŒlervertretung âRevolutionĂ€res SchĂŒlerkomiteeâ genannt und einen Geschichtsunterricht gefordert, der die Zeit des Faschismus aufarbeitet.
âPeter Wensierski hat aufgedeckt, wie Kinder in Heimen behandelt wurdenâ, sprach Griese ein dunkles Thema an, um das er sich verdient gemacht hat. âWir waren erstaunt, dass es einen weiĂen Fleck in der Geschichte der Bundesrepublik gabâ, so Wensierski. âEine Million Kinder waren in Erziehungsheimen untergebracht, oft aus nichtigem Grund. Sie wurden entwertet als Menschen. Das hinterlĂ€sst lebenslange Spurenâ, erklĂ€rte der Autor des Buchs âSchlĂ€ge im Namen des Herrnâ. Kerstin Griese erlĂ€uterte, welche politischen Folgen die Wensierski-Recherchen hatten: âEs wurde ein runder Tisch eingerichtet, und jetzt gibt es einen Hilfsfonds fĂŒr die ehemaligen Heimkinder.â An dem seinen nicht nur Bund und LĂ€nder beteiligt, sondern auch die Kirchen, die zumeist die TrĂ€ger dieser Erziehungsheime waren.
âIch finde es total wichtig, dass wir uns fĂŒr unser eigenes Land interessierenâ, sagte Wensierski und war sich dabei mit Griese einig, die eben nicht nur Bundestagsabgeordnete ist, sondern auch Historikerin ist. Zum Abschluss des Abends zeigte Peter Wensierski noch Bilder aus der Geschichte von Heiligenhaus und sorgte damit fĂŒr viele Erinnerungen unter den Zuschauenden.