Kerstin Griese trifft … Manfred Rekowski

Manfred Rekowski, Präses der Rheinischen Landeskirche, war Gast bei „Kerstin Griese trifft …“ in Velbert. „Dass der Glaube immer auch eine politische Dimension hat, ist unstreitig“, sagte Manfred Rekowski. Der Glaube sei Lebensbegleitung, und er habe zu tun mit dieser Welt, mit Gerechtigkeit und Frieden. „Der Glaube ist nicht nur fürs Herz. Politik und Kirche ist nicht trennbar. Wir mischen uns ein“, wies Pfarrer Rekowski auf die Flüchtlingsfrage und auf die Problematik der Armut hin.

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Evangelische und katholische Kirche haben unlängst eine gemeinsame Sozialinitiative gestartet, berichtete die Kerstin Griese. „Es ist irgendwie wie die Große Koalition – so ausgleichend“, wunderte sich die Abgeordnete über dieses ökumenische Sozialwort. „Müssen Kirchen so ausgleichend sein?“ Rekowski sieht auch den Zwang zum kleinsten gemeinsamen Nenner, wenn der Rat der EKD und die Bischofskonferenz sich einigen müssen.

„Wenn an den EU-Außengrenzen in einem Jahr mehr Menschen zu Tode kommen als in 30 Jahren an der innerdeutschen Grenzen, dann können wir uns damit nicht abfinden“, sagte Rekowski. „Wir brauche diese Radikalität der Kirchen, denn diese können viel parteiischer sein als wir“, stimmte Griese sowohl bei der Flüchtlingsfrage als auch in Hinblick auf die Parteinahme für die Armen zu.

grieserek„Muslime bringen die religiöse Dimension wieder in unseren Alltag“, stellte Manfred Rekowski fest, während Christen ihren Glauben manchmal eher verschämt lebten. „Es geht nichts über Lernen durch Begegnung. Unsere Aufgabe ist, gute Nachbarschaft zu gestalten. Ich habe keine Illusion, dass das ein Selbstläufer wird“, weist er auf die Probleme in Stadteilen hin, wo auch viele sozial schwache deutsche Familien leben. Da die evangelische Kirche bei Einrichtungen für Kinder und Ältere schrumpfe, müssten eigentlich muslimische Einrichtungen an ihre Stelle treten. „Wir brauchen einen muslimischen Wohlfahrtsverband“, ergänzte Kerstin Griese, die der Synoder der EKD angehört.

grieserek2„Wir haben Austritte aus der evangelischen Kirchen wegen Tebartz-van Elst“, weist Rekowski auf eine „ökumenische Haftungsgemeinschaft“ hin. „Ökumene ist mir ein wichtiges Anliegen.“ Man müsse aber auch auf Unterschiede hinweisen, gerade bei Familienfragen oder hinsichtlich gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. „Es gibt Menschen die gemeinsam Verantwortung für Kinder übernehmen. Da sind wir nicht die Punktrichter“, betonte er die evangelische Position. Gleichzeitig komme „volle Breitseite von der katholischen Kirche“, ärgert er sich über Äußerungen von Kardinal Meissner. Doch Rekowski weiß, dass die Lebenspraxis an der Basis der katholischen Kirche sei sehr protestantisch sei. „Wir gehen selbstbewusst in die Bütt“, antwortete der Wuppertaler Pfarrer auf eine Publikumsfrage. „Da sind noch einige Hürden in der Ökumene“, ist sich Griese mit Rekowski einig.

Ein Kommentar zu „Kerstin Griese trifft … Manfred Rekowski

  1. Thomas Rasch

    Was nicht gesagt werden konnte, folgt hier schriftlich. Ich kenne keine Fundstelle in Einheitsübersetzung oder Luther-Bibel, die ausdrücklich Präses oder Papst vorsieht. Vielmehr bildet sich Kirche aus der Gemeinschaft der Gläubigen! Und es gibt genug Empörung über zutiefst menschliche Entgleisungen wie Veruntreuungen (Tebartz von Elst u.a.) oder die verabscheuungswürdigen Verbrechen Machtmissbrauchender an Kindern (wobei – und dies ist keine Relativierung! – sex. Gewalt regelhaft im persönlichen Nahbereich, ob Onkel oder Pastor, geschieht) in der katholischen Kirche, nicht nur, aber besonders an der Basis, also mittendrin! Meines Erachtens braucht es nicht, wie heute Abend angemahnt der Profilierung evangelischer Christen gegenüber katholischen Gläubigen durch Inregressnahme all dieser! Vielmehr geht Glauben und Kirche dem Gründe nach nur gemeinsam mit Menschen, denen Jesus Christus ein Vorbild ist.
    Und Gemeinsamkeit kann man 2014 spätestens abermals beim ökumenischen Gemeindefest im Spätsommer erleben.
    Schade, dass die breite Mehrheit heute Abend keinen Grund sah, der dummen Polemik gegen katholische Christen entgegenzutreten!

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