75 Jahre Grundgesetz waren der Anlass der Diskussionsrunde âKerstin Griese trifft âŠâ, zu der der Essener Europaabgeordnete Jens Geier nach Velbert gekommen war. âIn der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraftâ, sagte Griese.
âWas ist mit der Demokratie passiert?â, fragte die Bundestagsabgeordnete Griese mit Blick auf die rechtsextreme Gewalt im Europawahlkampf. Mit Matthias Ecke, der beim Plakate AufhĂ€ngen angegriffen und verletzt wurde, sitzt Jens Geier zusammen im Industrieausschuss des EU-Parlaments. âMit kaum jemanden arbeite ich enger zusammenâ, zeigte er sich sehr betroffen. Geier erinnerte sich an die Zeit, in der er nach dem Fall der Mauer mitgeholfen hat, in Ostdeutschland die SPD aufzubauen. âDie DDR war verroht.â Man habe von âBaseballschlĂ€gerjahrenâ gesprochen. âDie Angriffe auf das Sonnenblumenhaus in Rostock waren die Spitze des Eisbergs.â Die Typen, die da applaudiert haben, seien jetzt 30 Jahre Ă€lter. Das sei eine ErklĂ€rung dafĂŒr, warum die Situation im Osten im schlimmer ist, so Jens Geier. Aber auch in der westdeutschen Bevölkerung habe es schon immer einen Zehn-Prozent-Anteil gegeben, die ein geschlossen faschistisches Weltbild besitzen. âDie haben jetzt endlich eine Partei, die sie wĂ€hlen können. Das ist die AfD-StammwĂ€hlerschaft.â
Wirkliche Arbeit leiste die AfD, die gerade aus der rechtsextremen Fraktion geflogen ist, in BrĂŒssel jedoch nicht, berichtete Jens Geier. Kerstin Griese ergĂ€nzte: âDie AfD ist eine Partei, die eigentlich die EU abschaffen will und trotzdem fĂŒr die Europawahl antritt.â Zurzeit gebe es im Europaparlament eine progressive Mehrheit. Jens Geier befĂŒrchtet, dass diese Mehrheit nach der Wahl am 9. Juni weg ist, und die Christdemokraten mit den Rechten zusammenarbeiten könnten.
Geier sitzt seit 15 Jahre im Europaparlament und hat von der Finanz- bis zu Ukrainekrise viele VerĂ€nderungen erlebt. âWir kriegen das nicht mehr national in den Griff. Mit jeder Krise wird Europa stĂ€rkerâ, stellte Geier fest. Eine ganz besondere Herausforderung sei die Klimakrise. âWir haben bei dem Green Deal erreicht, dass die Zeit ausreichend lang ist, in der sich die Industrie transformieren kann. Der Industriestandort muss erhalten bleiben, im Ruhrgebiet und im Niederbergischen.â