In der DĂŒsseldorfer Synagoge.

GesprÀchskreis Kirche und Politik besucht Synagoge

Der GesprĂ€chskreis „Kirche und Politik Niederberg/Ratingen“ hat die DĂŒsseldorfer Synagoge besucht. „Wir möchten heutiges jĂŒdisches Leben kennenlernen und ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen“, bedankte sich Kerstin Griese, Initiatorin des GesprĂ€chskreises, fĂŒr die FĂŒhrung durch das Gotteshaus.

Ein Blick auf die ellipsenförmige Architektur der Synagoge

Ein Blick auf die ellipsenförmige Architektur der Synagoge.

Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der jĂŒdischen Gemeinde, hat die Gruppe empfangen und ihre zunĂ€chst eine alte TĂŒr gezeigt. „Das ist eine OriginaltĂŒr aus der alten DĂŒsseldorfer Synagoge.“ Diese sei in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 zerstört worden, und die TĂŒr sei in Wittlar in einen Schuppen eingebaut worden. AufwĂ€ndig restauriert hat sie jetzt einen Platz in der neuen Synagoge, die genau vor 60 Jahren eröffnet wurde.

Auch Vadym Friedmann, Vorsitzender des JĂŒdischen Kulturvereins Ratingen, hat an der FĂŒhrung teilgenommen. Er gehört gemeinsam mit mehr als 7000 weiteren Mitgliedern der DĂŒsseldorfer Gemeinde an, die auch Ratingen, Mettmann, Leverkusen und den Rheinkreis Neuss umfasst. Nach Berlin und MĂŒnchen ist es die drittgrĂ¶ĂŸte jĂŒdische Gemeinde in Deutschland.

Die Rolle wird ausgepacktIn Blick in die Thora

Michael Szentei-Heise beantwortet Fragen zu der Thorarolle

Michael Szentei-Heise beantwortet Fragen zu der Thorarolle.

Nachdem Szentei-Heise den Besucherinnen und Besuchern das GebĂ€ude und die ellipsenförmige Architektur erlĂ€utert hat, öffnete er den Thoraschrein und holt eine Rolle heraus. Eine Thorarolle werde mit der Hand geschrieben. Noch heute gebe es in Israel und den USA Thoraschreiber, die diese Arbeit ĂŒbernehmen, sagte er.

Bei dem anschließenden GesprĂ€ch in der Gemeindebibliothek beklagte Kerstin Griese den wachsenden Antisemitismus. „Schon immer vertreten 12 bis 15 Prozent aller Deutschen antisemitische Auffassungen.“ Zum „alten“ Antisemitismus geselle sich ein „neuer“, der sich hinter Israelfeindlichkeit verstecke und die Existenz dieses Staates in Frage stellt. „Es gibt keinen guten und schlechten Antisemitismus“, betonte die SPD-Bundestagsabgeordnete. Sie kann sich noch gut an den Brandanschlag auf die Synagoge im Jahr 2000 erinnern. „Dazu hatte ich als Bundestagsneuling meine erste Plenarrede gehalten“, so Griese. Michael Szentei-Heise wies auf die vielen Hasszuschriften hin, die seine Gemeinde bekommen. „FrĂŒher war das anonym, heute mit vollem Namen“, beschrieb er die VerĂ€nderung.

Kerstin Griese wies darauf hin, welche wichtige Aufgaben die Gemeinde bei der Integration der jĂŒdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion ĂŒbernommen hatte. „Mit ihrem sehr lebendigen Gemeindeleben, Kita, Grundschule und Gymnasium sind die Angebote der Gemeinde auch fĂŒr die jĂŒdischen BĂŒrgerinnen und BĂŒrger Ratingens von großer Bedeutung.“