Ein praktischer Einblick, wie Gesetzgebung funktioniert

Ein Praktikumsbericht von Franziska Schindler

Als SPD-Fraktionsbeauftragte fĂŒr Kirchen und Religionsgemeinschaften und Mitglied der Synode der EKD beteiligt sie sich an einem Programm der EKD, das Stipendiat*innen des Evangelischen Studienwerks als Praktikant*innen an Bundestagsabgeordnete vermittelt. Im Rahmen dieses Programms war ich fĂŒr sechs Wochen in Kerstins Grieses Berliner BĂŒro.

In den Sitzungswochen gab es verschiedenste Veranstaltungen und Sitzungen, die ich besuchen durfte: neben den Plenardebatten, die ich von der ZuschauertribĂŒne aus mitverfolgte, begleitete ich Kerstin Griese zu AG- und Ausschusssitzungen. Die AGs, in denen sie Mitglied ist, beschĂ€ftigen sich mit den Themenfeldern Arbeit und Soziales, Rechtsextremismus, Inklusion von Menschen mit Behinderung und Verteilungsgerechtigkeit. FĂŒr mich waren die AG-Sitzungen besonders spannend, weil dort die tatsĂ€chlichen Diskussionen auch innerhalb der Partei stattfinden. Wenn Kerstin Griese keine Zeit hatte, zu den Sitzungen der AGs zu gehen, durfte ich auch mal alleine hingehen und anschließend darĂŒber berichten. Aber auch parlamentarische FrĂŒhstĂŒcke und Abende, Veranstaltungen der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Netzwerks Berlin (der reformorientierte Mitte-Links-FlĂŒgel der SPD-Bundestagsfraktion) besuchte ich.

RegelmĂ€ĂŸig wird Kerstin Griese von Schulklassen besucht, zu denen ich sie oft begleitete. In die Wochen meines Praktikums fielen die FlĂŒchtlingsdebatte und die Debatte um Sterbehilfe. An beiden Diskussionen sind Kerstin Griese und damit auch wir in ihrem BĂŒro maßgeblich beteiligt: Kerstin Griese ist Mitinitiatorin von einem der vier GesetzentwĂŒrfe zur Neuregelung von Sterbehilfe; die Arbeitsmarktintegration von GeflĂŒchteten, die eng mit dem Erwerb von Sprachkenntnissen zusammenhĂ€ngt, gehört zum Aufgabenbereich des Ausschusses fĂŒr Arbeit und Soziales. Die Diskussionen hierzu im Parlamentsalltag mitzuverfolgen war fĂŒr mich Ă€ußerst spannend und bereichernd. DarĂŒber hinaus beschĂ€ftigte ich mich im Rahmen meiner AG-Besuche intensiv mit dem neuen Bundesteilhabegesetz und der aktuellen Situation der Arbeit gegen Rechtsextremismus.

ImBĂŒro treffen tĂ€glich Briefe und Mails von BĂŒrger*innen mit unterschiedlichsten Anliegen ein. Ich beantwortete einige dieser Briefe mit Fragen zur Sterbehilfe, zur aktuellen FlĂŒchtlingssituation und zur Erhebung des Rundfunkbeitrags. Um Kerstin auf Arbeitstreffen und Podien vorzubereiten, recherchierte ich zu den Themen Sozialleistungen fĂŒr UnionsbĂŒrger*innen, zum demografischen Wandel und der aktuellen Situation in Israel. Wenn Kerstin Griese ĂŒber Veranstaltungen, an denen sie teilnahm, im Netz berichten wollte, schrieb ich eine Notiz fĂŒr Facebook oder einen Artikel fĂŒr die Homepage. Über die Veranstaltungen und Sitzungen, die ich ohne die Abgeordnete besuchte, verfasste ich Vermerke, um sie darĂŒber zu informieren, was besprochen wurde.

Die SPD bietet den Praktikant*innen ihrer Abgeordneten ein vielseitiges Programm. Dazu gehörten fĂŒr mich eine FĂŒhrung durch das Kanzleramt und das Willy-Brandt-Haus, ein Besuch im Bundesministerium fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und im Bundesfinanzministerium, GesprĂ€che mit Abgeordneten und der Besuch einer Fraktionssitzung. Ganz besonders interessant war fĂŒr mich die Fraktionssitzung, aber auch das Willy-Brandt-Haus mit der so lebendig wirkenden Statue Willy Brandts hat mich sehr beeindruckt.

Es hat mir viel Freude bereitet, inhaltlich so viel ĂŒber so verschiedene Themen zu lernen. Mit manchen hatte ich mich noch nie auseinandergesetzt, zu anderen hatte ich bereits ein gewisses Vorwissen und große Lust, mich intensiver mit ihnen zu beschĂ€ftigen. In beiden FĂ€llen war es sehr bereichernd, mich in die Themen einzuarbeiten und den Diskussionen der Abgeordneten zu lauschen. Als Praktikantin ĂŒber ein EKD-Programm konnte ich mich weder bei einer*m Abgeordneten direkt bewerben noch das Politikfeld wĂ€hlen, mit dem ich mich beschĂ€ftigen werde. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut, dass ich gerade bei Kerstin Griese und gerade im Bereich Arbeit und Soziales gelandet bin. Ich hatte viel Spaß daran, so viele Texte zu schreiben und fand es außerordentlich hilfreich, zu den Texten, die ich verfasst hatte, sowohl stilistisch als auch inhaltlich eine RĂŒckmeldung zu bekommen. Außerdem war es sehr spannend fĂŒr mich, den Alltag und die ArbeitsablĂ€ufe im BĂŒro einer Abgeordneten kennenzulernen und zu sehen, wie die Sitzungen von AG und Ausschuss ablaufen. Somit bekam ich einen tieferen, praktischen Einblick, wie Gesetzgebung funktioniert. Nicht zu vergessen: als Nicht-SPD-Mitglied habe ich auch viel ĂŒber die SPD gelernt.


Podiumsdiskussion des Demografie Netzwerks, einem vom Bundesarbeitsministerium und der Initiative Neue QualitĂ€t der Arbeit gegrĂŒndeten Zusammenschluss von rund 400 Unternehmen und Institutionen, an der Kerstin Griese teilgenommen hat: Ein Bericht von Franziska Schindler »