Der SPD-Geheimdienstexperte Christian Flisek war zu einem aktuellen Thema zu âKerstin Griese trifft âŠâ nach Ratingen gekommen. âDie Tatsache, dass es bisher in Deutschland keinen Anschlag gegeben hat, hat auch etwas mit der erfolgreichen Arbeit unserer Geheimdienste zu tunâ, so Flisek.
Der Bundestagsabgeordnete warnte vor âReflexpolitikâ, bei der zuerst die VerschĂ€rfung von Gesetzen gefordert wird. âMan muss einen kĂŒhlen Kopf bewahrenâ, sagte er. In der Bundesregierung seien glĂŒcklicherweise genug Leute, die diesen kĂŒhlen Kopf bewahren.
Christian Flisek betonte, dass er es fĂŒr wichtig halte, dass Deutschland Geheimdienste habe und deren Aufgaben in Zukunft eher wichtiger werden. Allerdings gebe es zwei Bedingungen: âDie Arbeit von Geheimdiensten muss auf dem Boden der Verfassung geschehen, es darf also keine rechtsfreien Raum geben. Und es darf keinen kontrollfreien Bereich gebenâ, wies der SPD-Abgeordnete auf die Notwendigkeit einer parlamentarischen Ăberwachung von Geheimdiensten hin.
Christian Flisek ist Obmann im Untersuchungsausschuss, der die AusspĂ€hungen des US-Geheimdienstes NSA aufklĂ€ren soll. âDie Amerikaner kooperieren mit uns und gleichzeitig observieren sie uns nach allen Regeln der Kunstâ, stellte Flisek fest. Schon seit 1945 sei das so. âSo was wie ein No-Spy-Abkommen gibt es zwischen keinen LĂ€ndern der Weltâ, hĂ€lt Flisek diese Idee fĂŒr eine âNebelkerzeâ im Wahlkampf. âEs gibt völkerrechtlich kein Verbot der Spionage.â
âEdward Snowden ist ein mutiger und couragierter Mann.â Der Untersuchungsausschuss habe zunĂ€chst beschlossen, ihn als Zeugen zu vernehmen, âals ersten Schritt per Videokonferenzâ. Sowohl das als auch ein Besuch in Moskau sei ĂŒber sein AnwaltsbĂŒro abgelehnt werden. Momentan verhandele Snowden mit den Amerikanern, berichtet Christian Flisek. Wenn Snowden jetzt mit dem Untersuchungsausschuss kooperiere, wĂŒrde er seine Verhandlungsbasis zerstören.
Kerstin Griese erinnerte an den NSU-Untersuchungsausschuss, der erhebliches Versagen von Geheimdiensten aufdeckte, in diesem Fall des Verfassungsschutzes. Da gebe es jetzt einen Vertrauensverlust, und das in Zeiten, âdie so unsicher sind, wie noch nie zuvor, was die terroristische Bedrohung angeht.â Griese fragte sich, ob es bei den Geheimdiensten dahingehend ĂŒberhaupt ein Problembewusstsein gebe, oder eher eine verstĂ€rkte Abschottung. âWir brauchen ein kritisches und konstruktives VerhĂ€ltnis zu unseren Geheimdienstenâ, so Flisek. Geheimdienste legen jedoch keine Erfolgsbilanz vor, weil dann die Quellen versiegen, beschrieb er das Dilemma.
âWir brauchen ein starken Staat, der natĂŒrlich demokratisch sein mussâ, beschrieb Flisek seine sozialdemokratische Ăberzeugung. âNur starke Leute können sich einen schwachen Staat leistenâ, widersprach er liberalen Vorstellungen. Viele Menschen wĂŒrden einem demokratisch legitimierten Staat misstrauen und gleichzeitig leichtfertig mit den Daten umgehen, die sie den US-Konzernen Google und Facebook zur VerfĂŒgung stellen, wunderte sich Christian Flisek.