Hautnah erleben, was in Berlin passiert

Ein Praktikumsbericht von Judith Hoffmann

Politik hautnah erleben, und nicht aus den Medien, sondern aus erster Hand erfahren, was in Berlin passiert – das waren meine Hoffnungen an mein Praktikum bei der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese. Und sie wurden vollkommen erfĂŒllt.

Vor allem wĂ€hrend der Sitzungswochen konnte ich einen sehr guten Einblick in die politische Arbeit der Abgeordneten und des Bundestages gewinnen. Daher waren die Sitzungswochen der spannendste Teil des Praktikums. Wenn im BĂŒro das erste Mal „die Box“ ertönt und die Abgeordneten zum Hammelsprung, zu namentlichen Abstimmungen oder zur Teilnahme an einer Debatte bittet, dann weiß man, dass man im Politikalltag angekommen ist.

Die Teilnahme an den Arbeitsgruppen, Arbeitskreisen und Ausschusssitzungen hat mir besonders gut gefallen. In der Arbeitsgruppe Migration und Integration berichtete eine Wissenschaftlerin der Humboldt UniversitĂ€t ĂŒber die Situation junger Muslime in Deutschland. Der Vortrag hat mich nachdenklich gemacht, denn er zeigte, wie abweisend die Haltung der Deutschen gegenĂŒber dem Islam und der muslimischen Bevölkerung ist, obwohl alle Vorurteile statistisch widerlegbar sind. Auch die Teilnahme an einer Zeugenbefragung des NSU-Untersuchungsausschusses war sehr spannend. Zum einen war es interessant, weil die Befragung nach den Paragrafen der Strafprozessordnung ablief und auch das StGB sowie das Untersuchungsausschussgesetz zitiert wurden und ich dies aufgrund meines Studiums schon in der Theorie kennen gelernt hatte. Aber auch die Befragung an sich und die Aussagen des Zeugen waren erschreckend, denn es zeigte sich, an welchen Stellen die FĂ€den zwischen Verfassungsschutz und Polizei nicht zusammenliefen. Außerdem gefielen mir die Ausschuss-und Arbeitskreis Sitzungen rund um das Thema Europa sehr gut. Im Arbeitskreis Europa berichtete Evelyne Gebhardt, eine Abgeordnete aus dem Europaparlament, ĂŒber den Stand der Dienstleistungskonzessionsrichtlinie. Schon im Vorfeld meines Praktikums habe ich von der Problematik der möglichen Wasserversorgungsprivatisierung ĂŒber die Medien erfahren, mich mit diesem Thema beschĂ€ftigt und auch die BĂŒrgerinitiative unterschrieben. Daher war es toll, einen Bericht direkt aus BrĂŒssel zu erhalten.

Außerdem konnte ich an einer Plenarsitzung teilnehmen und hatte das GlĂŒck, die Vereidigung der neuen Bildungsministerin Johanna Wanka mitzuerleben sowie eine RegierungserklĂ€rung von Angela Merkel. Daraufhin sprachen Peer SteinbrĂŒck und Rainer BrĂŒderle im Plenum. Den Schlagabtausch zwischen Koalition und Opposition live mitzuerleben war sehr spannend.

Mit Kerstin Griese besuchte ich eine Debatte mit dem Thema „Was heißt hier eigentlich Herrenwitz 
? Konsequenzen aus der Sexismus Debatte“ und den Internationalen Frauentag der SPD-Bundestagsfraktion. Die Vorbereitung einer Diskussion zum Thema „Alt werden –aber wovon? Altersarmut von Frauen“ rundete meine Arbeit im Bereich Frauen und Arbeit ab.

Wer glaubt, ein Praktikum bestehe nur aus Kaffee kochen und kopieren, der tĂ€uscht sich gewaltig. In meinen vier Wochen im AbgeordnetenbĂŒro hatte ich immer spannende und interessante Aufgaben und konnte mich vor Veranstaltungseinladungen kaum retten. Langweilig wurde es so nie und auch das SPD-Praktikantenprogramm trug zu einer gelungenen Zeit in Berlin bei, denn hier lernte ich schnell andere Praktikanten kennen. FĂŒr die tolle Zeit in Berlin, die ich sehr genossen habe, möchte ich mich beim ganzen BĂŒro herzlich bedanken.