Eine vorsorgende Sozialpolitik ist die beste Rentenpolitik

„Ein leistungsfĂ€higes Rentensystem ist davon abhĂ€ngig, dass in Zukunft mehr Menschen gut bezahlte Arbeit haben“, kritisierte Kerstin Griese (SPD) eine aktuelle Bertelsmann-Studie, die „mit kurzsichtigen Argumenten eine ĂŒber Jahrzehnte reichende Prognose versucht“. Nicht die bloße Zahl der Kinder sei wichtig, sondern es komme darauf an, „dass diese Kinder spĂ€ter gute sozialversicherungspflichtige Jobs haben“, sagte sie dem ZDF heute journal.

» ZDF heute journal: Rentenproblem trifft Familien doppelt
» dpa: Rentenversicherung benachteiligt Familien massiv

„Unser Rentensystem ist kein Sparvertrag, in den man einzahlt und spĂ€ter das Entsprechende wieder rausbekommt“, korrigierte Griese gegenĂŒber der dpa ein weit verbreitetes MissverstĂ€ndnis. „Wir haben ein Umlagesystem, das auf einem Generationsvertrag beruht. Unser Rentenmodell hat im Gegensatz zu den Pensionsfonds anderer LĂ€nder bislang jede Finanzkrise unbeschadet ĂŒberstanden“, hob die Sozialausschussvorsitzende des Bundestages einen entscheidenden Vorteil heraus.

Griese weist die Behauptung der Bertelsmann-Studie zurĂŒck, dass unser Rentensystem einen „Fehlanreiz“ bedeute, durch die eine FamiliengrĂŒndung verhindert wird. „Das stimmt nĂ€mlich nicht. Es gibt viele GrĂŒnde, die Menschen davon abhalten, eine Familie zu grĂŒnden. Die Rente gehört nicht dazu.“ Neben unterschiedlichen privaten Ursachen sei es sehr oft die berufliche Situation, weiß Kerstin Griese. „Befristete oder schlecht bezahlte Jobs und die Angst, das berufliche Fortkommen werde durch die fehlende Vereinbarkeit von Kind und Beruf verhindert“, seien entscheidend. „Deswegen brauchen wir mehr und bessere Kinderbetreuungseinrichtungen – und auch die Wirtschaft muss ihren Beitrag dafĂŒr leisten“, sagte die Bundestagsabgeordnete.

„Mit zusĂ€tzlichen Geldleistungen werden wir niemals die Geburtenzahlen erhöhen“, wies Kerstin Griese auf die Erfahrungen mehrerer west- und nordeuropĂ€ischer NachbarlĂ€nder hin. Denn Deutschland zahle bereits jetzt vergleichsweise viel an familienbezogene Leistungen, auch im Rentensystem. „Um Unterschied zu unseren kinderfreundlichen NachbarlĂ€ndern geben wir aber zu wenig Geld fĂŒr eine kindgerechte Infrastruktur aus“, fordert die SPD-Sozialpolitikerin mehr Anstrengungen fĂŒr KindergĂ€rten und Ganztagsschulen, „bei denen die Eltern das GefĂŒhl haben, sich darauf verlassen zu können“.

Die beste Rentenpolitik sei eine vorsorgende Sozialpolitik, so Griese. „Viel zu viele Kinder wachsen mit Armutsrisiken auf, und das macht mir große Sorgen. Meistens haben die Eltern gar keine Arbeit oder prekĂ€re Jobs, oft weil sie alleinerziehend sind und Kind und Beruf nicht unter einen Hut bringen können. Das muss sich Ă€ndern.“ Deshalb mĂŒsse den Kindern mit frĂŒher Förderung und Bildung geholfen werden, damit sie mit guten Chancen in ein selbstbestimmtes Leben starten, bei dem sie selbst in die Sozialsysteme einzahlten, statt davon abhĂ€ngig zu sein. „Und wir mĂŒssen die Eltern in Arbeit bringen. Nur so können sie ĂŒberhaupt einen Rentenanspruch erwerben.“

» FAZ: Koalition gegen höheren Beitrag fĂŒr Kinderlose

Ein Kommentar zu „Eine vorsorgende Sozialpolitik ist die beste Rentenpolitik

  1. Karlheinz Filter

    Die Lobby will nicht, das es den NormalbĂŒrger besser geht, es ist genug Geld da, aber falsch verteilt!!
    Wenn das GeschÀfstmodell auf Hungerlöhne besiert, dann bekommen wir das Sytem in einigen Jahren um die Ohren gehauen. Dann ist die Belastung der Jungen erst recht da!!! Wer zahlt dann die ALG 2, die jetzigen gut betuchten ?? Das soll dann wieder der schÀchste zahlen!

Kommentare sind geschlossen.