Bundestag diskutiert deutsch-israelische Beziehungen

Kerstin Griese hat in der Bundestagsdebatte ĂŒber 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen daran erinnert, dass 1965 auf ein bestehendes Netzwerk aufgebaut werden konnte. „Wir sind den Menschen sehr dankbar, die schon in den 50er Jahren begonnen haben, erste Kontakte nach Israel zu knĂŒpfen“, betonte die stellvertretende Vorsitzende der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe.

„Es waren Gewerkschaften, Jugend- und Studentenorganisationen und die evangelische Kirche, die weit vor den offiziellen diplomatischen Beziehungen unter teils abenteuerlichen UmstĂ€nden eigene Beziehungen zum jĂŒdischen Staat knĂŒpften“, so Griese. Die „Falken“ seien dabei gewesen, Studenten aus der damaligen SPD-Hochschulorganisation SDS – die hatten schon 1951 die Kampagne „Frieden mit Israel“ gestartet –, evangelische Jugendgruppen, aus denen Aktion SĂŒhnezeichen entstand, und die Gewerkschaftsjugend.

„Wir mĂŒssen uns vor Augen halten, dass Deutsche damals in der israelischen Bevölkerung, wenige Jahre nach dem Holocaust, oft nicht willkommen waren. Auch diejenigen Israelis, die die deutschen GĂ€ste willkommen hießen und mit ihnen einen Austausch suchten, mussten sich gegen teils massive Anfeindungen wehren“, sagte Griese.

Bundestagsrede GrieseEnde der 60er Jahre sei der deutsch-israelische Jugendaustausch dann auch offiziell etabliert worden, der bis heute sehr lebendig sind. „Ich selbst hatte 1996 das GlĂŒck, gemeinsam mit unserer heutigen Ministerin Andrea Nahles dabei zu sein, als das Willy-Brandt-Zentrum Jerusalem gegrĂŒndet wurde, erinnerte sich Kerstin Griese. „Trotz aller Krisen, TerroranschlĂ€ge und Kriege, die seither stattgefunden haben: das Willy-Brandt-Zentrum existiert noch heute, weil junge Menschen aus Deutschland beharrlich und unverdrossen daran arbeiten, dass die geknĂŒpften FĂ€den zwischen Deutschen, Israelis und PalĂ€stinensern nicht zerreißen.“ Immer wieder, wenn man verzweifelt ĂŒber die Lage im Nahen Osten ist, „dann ist diese Arbeit fĂŒr mich ein Hoffnungszeichen, dass Begegnung und VerstĂ€ndigung möglich ist“.

Abschließend sagte Kerstin Griese in ihrer Bundestagsrede: „Ich wĂŒnsche den Menschen in Israel, dass sie in Frieden und Sicherheit leben können, einen Staat Israel mit dauerhaft anerkannten und sicheren Grenzen, neben einem unabhĂ€ngigen demokratischen und lebensfĂ€higen palĂ€stinensischen Staat, Seite an Seite in Frieden und Sicherheit.“

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Ein Kommentar zu „Bundestag diskutiert deutsch-israelische Beziehungen

  1. Ingrid Buchholtz

    Liebe Frau Griese,
    Ihrer Rede vor dem Bundestag zum 50. Jahrestag der deutsch-israelischen Beziehungen kann ich – was den ersten Teil betrifft – nur zustimmen. Ich gehörte als Studentin der PĂ€d. Hochschule Kettwig in den 60er Jahren zu denen, die mehrfach im Kibbuz gearbeitet haben, ĂŒber Jahrzehnte hatte ich fast familiĂ€re Kontakte zu ehemals deutschen Juden und habe mich intensiv mit der Geschichte des Judentums und des Staates Israel auseinander gesetzt.
    Was mich an Ihrer Rede irritiert, ist die sehr allgemein gehaltene Rede ĂŒber die verzweifelte Lage im Nahen Osten und der „fromme“ Wunsch, beide -Israel und PalĂ€stina- mögen Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben. Kein Wort der Kritik an der verheerenden rassistischen Politik Israels, an seinen Kolonialpraktiken, etc. VerhĂ€lt man sich so Freunden gegenĂŒber, die sich vor aller Welt ins Unrecht setzen? Haben nicht gerade wir als Deutsche auch die Verantwortung gegenĂŒber den Opfern der Opfer wahrzunehmen? Mein Mann und ich kommen gerade von einer Reise durch PalĂ€stina zurĂŒck, wo wir mit eigenen Augen die schrecklichen ZustĂ€nde erlebt haben. Wir empfehlen jedem Parlamentarier, das ebenfalls zu tun. Stattdessen werden U-Boote an Israel geliefert. Das alles macht uns wĂŒtend und traurig, zumal uns an beiden, PalĂ€stinensern und Israelis liegt.
    FĂŒr Ihre Veranstaltung in Velbert wĂŒnschen wir uns, dass dieses Thema auf die Tagesordung kommt.
    Ich hatte Sie vor 2 Jahren schon einmal in dieser Sache angeschrieben, aber leider nie eine Reaktion erhalten.
    In der Hoffnung, doch noch einmal diesbezĂŒglich mit Ihnen ins GesprĂ€ch zu kommen verbleiben wir mit freundlichen GrĂŒĂŸen Ingrid und Otto Buchholtz

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