FreizĂŒgigkeit innerhalb Europas ist ein hohes Gut

„Die populistisch geschĂŒrten Ängste vor einer Zuwanderung aus Bulgarien und RumĂ€nien sind unbegrĂŒndet“, Ă€rgert sich Kerstin Griese ĂŒber die Stimmungsmache der CSU. „Die FreizĂŒgigkeit innerhalb Europas ist ein hohes Gut“, betont die SPD-Sozialpolitikerin. „Menschen aus RumĂ€nien und Bulgarien, die nach Deutschland kommen, sind ĂŒberproportional hĂ€ufig in Arbeit und zahlen ihre Steuern und Sozialabgaben.“

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Griese fordert besondere Hilfen fĂŒr StĂ€dte, die Probleme mit arbeitslosen und verarmten Zuwanderern haben. „Sie brauchen dringend die UnterstĂŒtzung des Bundes zur Versorgung der erwerbslosen Zuwanderer und ihrer Familien.“ Dabei gehe es besonders um Wohnraum, Gesundheit und Bildung fĂŒr die Kinder. „Die SPD setzt sich dafĂŒr ein, dass die Bundesregierung gemeinsam mit den LĂ€ndern jetzt schnell eine Lösung findet, um die betroffenen Kommunen zu unterstĂŒtzen“, sagt Kerstin Griese, die dem Bundesvorstand ihrer Partei angehört.

„Bereits im Zuge der EU-Osterweiterung im Jahre 2004 wurden öffentliche Ängste vor massenhaft zuwandernden Menschen aus Polen geschĂŒrt“, erinnert sich Griese. Polen habe nach siebenjĂ€hriger Übergangszeit ab 2011 vollstĂ€ndige FreizĂŒgigkeit nach Deutschland erhalten. „Auch hier zeigte sich: die ĂŒberwiegende Anzahl der Zuwandernden war gut ausgebildet und hat Arbeit gefunden. Es handelte sich mehrheitlich um Arbeitsmigration, die den Standort Deutschland stĂ€rkte.“ Auch das Bundesarbeitsministerium habe vor wenigen Tagen darauf hingewiesen, dass es vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der FreizĂŒgigkeit fĂŒr Polen keine erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt durch vermehrte Zuwanderer aus Bulgarien und RumĂ€nien erwartet. „Die CSU sollte diese Erfahrungen zur Kenntnis nehmen und ihre politischen Forderungen entsprechend anpassen“, so Griese.

„Ein Blick auf die verfĂŒgbaren Statistiken zeigt, dass die Armutsmigration auch nach der vollstĂ€ndigen GewĂ€hrung der FreizĂŒgigkeit fĂŒr Bulgaren und RumĂ€nen ĂŒberschaubar bleiben wird.“ Das Rheinisch-WestfĂ€lische Institut fĂŒr Wirtschaftsforschung habe bereits im Februar 2013 darauf hingewiesen, dass die Armutszuwanderung aus Bulgarien und RumĂ€nien weit geringer war als sie in der öffentliche Debatte von einigen dargestellt wurde. Der Mikrozensus, die reprĂ€sentative Befragung der Haushalte in Deutschland, habe gezeigt, dass von den seit 2007 nach Deutschland zugewanderten Menschen 80 Prozent einer ErwerbstĂ€tigkeit nachgehen. 22 Prozent dieser Menschen seien hochqualifiziert und weitere 46 Prozent qualifiziert. „Es handelt sich also auch hier mehrheitlich um Personen, die dazu beitragen, den FachkrĂ€ftebedarf in Deutschland zu decken“, stellt die Abgeordnete Griese fest.