Rheinisches Frauenmahl in Homberg

„Frauen haben klare Zukunftsvisionen, sind aber in Entscheidungsfunktionen in der Unterzahl“, stellte Kerstin Griese beim „Rheinischen Frauenmahl“ fest, das in der evangelischen Gemeinde Ratingen-Homberg stattfand. „Im Bundestag haben wir knapp 33 Prozent Frauen, in der Professorenschaft gerade mal 18 Prozent“, sagte die SPD-Abgeordnete, die auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist.

Die grĂ¶ĂŸten Defizite gibt es laut Kerstin Griese in der Wirtschaft. In den VorstĂ€nden der 200 grĂ¶ĂŸten deutschen Unternehmen befĂ€nden sich 96 Prozent MĂ€nner. Griese bezweifelt, dass dies mit der Qualifikation zu tun habe. „Der Manager Thomas Sattelberger, bis vor kurzem Personalvorstand der Telekom hat von der hohen Bedeutung von mĂ€nnlichen Seilschaften, von TauschgeschĂ€ften und von Statthalterbesetzungen gesprochen“, berichtete sie von einer Bundestagsanhörung. „Ich bin fĂŒr eine gesetzliche Quote fĂŒr Frauen in der Wirtschaft, damit sich endlich etwas Ă€ndert und die vielen gut qualifizierten Frauen eine Chance haben“, betonte Griese in ihrer Tischrede. In der Kirche gebe es ebenfalls noch viel zu tun. „Auch hier sind es die Frauen, die die Arbeit vor Ort machen, die der grĂ¶ĂŸte Teil der Ehrenamtlichen in den Gemeinden sind und die immer noch nicht gleichberechtigt in der Leitung reprĂ€sentiert sind. Und das, obwohl wir sogar inzwischen mehr Theologiestudentinnen als -studenten haben.“

Kerstin Griese wĂŒnscht sich von ihrer Kirche, offensiver zu sein und klar zu sagen, wofĂŒr Christinnen und Christen in der Gesellschaft stehen. „Wenn wir den solidarischen Zusammenhalt von Menschen unterstĂŒtzen wollen, dann sind die Kirchen ganz wichtig, um Menschen davon zu ĂŒberzeugen, sich fĂŒreinander und miteinander zu engagieren.“ Kirche mĂŒsse Stimme und Anwalt der Schwachen sein, ist Griese ĂŒberzeugt. „Vor kurzem haben die evangelische und katholische Kirche gemeinsam den Bundesinnenminister zur MĂ€ĂŸigung gemahnt, als er angesichts der Roma, die aus Serbien und Mazedonien fliehen, permanent von ,Asylmissbrauch‘ gesprochen hat. Diese Menschen fliehen vor Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und Gewalt. Auch hier in Homberg sind Roma, die Asyl beantragen, in der alten Schule auf der Mozartstraße untergebracht worden.“ Jedes einzelne Schicksal sei wichtig und jedem Einzelnen mĂŒsse das Recht auf einen Asylantrag zugestanden werden. Gleichzeitig mĂŒsse mehr gegen die „unbeschreiblichen ZustĂ€nde in den HerkunftslĂ€ndern“ getan werden.

Beim Homberger Frauenmahl sprach Griese auch davon, dass wir eine Radikalisierung von Religion erleben, die jeweils von kleinen Gruppen ausgehe. „Am meisten wird sicherlich ĂŒber islamischen Extremismus berichtet. Aber auch das, was wir von US-amerikanischen Evangelikalen hören, finde ich beunruhigend. Im US-Wahlkampf haben wir gehört, dass dort einige Gruppen die Demokratie aushebeln wollen.“ Griese plĂ€dierte fĂŒr mehr Toleranz. „Um tolerant zu sein, muss man die eigene Religion gut kennen. Deshalb bin ich auch fĂŒr einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht. Nur, wenn man selbst einen Standpunkt hat, kann man andere einordnen, verstehen und akzeptieren.“ Wenn innerhalb einer Religion gepredigt werde, dass Frauen nicht gleichberechtigt sind, könne dies nicht akzeptiert werden. „Und wenn katholische KrankenhĂ€user einer Frau abweisen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, dann ist das unterlassenen Hilfeleistung und das hat nichts mit christlicher NĂ€chstenliebe zu tun.“ Kerstin Griese wĂŒnscht sich eine offene Kirche und engagierte Gemeinden, die sich vor Ort sich gegenseitig in Kirchen, Synagogen und Moscheen besuchen und deren Mitglieder sich und ihre Religion kennen. „Dann können Extreme keine Macht gewinnen.“

» Kirchenkreis DĂŒsseldorf-Mettmann
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