âDie Bundesregierung tut zu wenig, um intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum bis zu schaffenâ, kritisiert Kerstin Griese. âDas ist das Ergebnis der Anhörung zum EuropĂ€ischen Semester im Europaausschuss des Bundestages.â
eim EuropĂ€ischen Semester handele es sich um einen Sechsmonatszyklus im Rahmen des StabilitĂ€ts- und Wachstumspaktes und der Strategie âEuropa 2020â, erlĂ€utert die SPD-Abgeordnete. âAlle EU-LĂ€nder haben sich zu den Schwerpunkten BeschĂ€ftigung, Klimaschutz und Energie, Bildung, Forschung sowie ArmutsbekĂ€mpfung Ziele gesetzt, die in nationale Ziele und wachstumsfördernde Strategien umgesetzt werden sollen.â
Die SachverstĂ€ndigen hĂ€tten die Auffassung der SPD bestĂ€tigt, dass die Bundesregierung weit mehr tun muss, um Deutschland und Europa voran zu bringen. âDas Instrumentarium ist gröĂtenteils vorhanden, doch wird es nicht angemessen genutztâ, stellt Kerstin Griese fest. âDie BeschrĂ€nkung auf die Haushaltskonsolidierung gefĂ€hrdet die gerechte Verteilung von Wachstum und Wohlstand.â Insbesondere habe Deutschland sie keinerlei MaĂnahmen ergriffen, um das Problem der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit und der Einkommensarmut nachhaltig zu bekĂ€mpfen.
Der SachverstĂ€ndige Walter Hanesch, Professor an der Hochschule Darmstadt, kritisierte, dass die Bundesregierung sich allein auf die Verringerung der Langzeitarbeitslosen beschrĂ€nke, um Armut und soziale Ausgrenzung in Deutschland zu verringern. Zudem habe sie die Definition der Langzeitarbeitslosigkeit so gewĂ€hlt, dass möglichst wenige Menschen statistisch davon erfasst werden. Deshalb sei das Ziel der Bundesregierung, die Anzahl der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Haushalte bis zum Jahr 2020 um 660.000 zu verringern, zu wenig. Hanesch vertrat die Ansicht, dass die Bundesregierung deutlich mehr Menschen in Deutschland von Armut und sozialer Ausgrenzung befreien mĂŒsse, um einen angemessenen Beitrag zur europĂ€ischen Strategie âEuropa 2020â zu leisten. Er betonte, dass ein gesetzlicher Mindestlohn und eine Arbeitsmarktpolitik, die die QualitĂ€t der BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnisse stĂ€rker berĂŒcksichtigt, einen groĂen Beitrag leisten wĂŒrde, um die bestehenden wirtschaftlichen Ungleichgewichte in Europa abzubauen.
Andreas Maurer von der Stiftung Wissenschaft und Politik wies auf die mangelnde demokratische Legitimation der Wirtschafts- und WĂ€hrungsunion hin. Diese zeige sich in der andauernden Krise besonders. Erfreulich sei, dass die Krise eine Debatte darĂŒber ausgelöst habe, wie die demokratische Legitimation im Euro-Raum verbessert werden könne. Eine bessere Einbindung der nationalen Parlamente und des Europaparlaments sei dringend erforderlich, da die Krisenpolitik sehr stark in nationale Politikfelder wie die Lohn- und Sozialpolitik vor allem in den KrisenlĂ€ndern eingreife. BezĂŒglich des Abbaus der hohen Jugendarbeitslosigkeit kritisierte Maurer, dass die bestehenden Fördermöglichkeiten nicht effektiv genutzt wĂŒrden.