Berlin

Erinnerung, Verantwortung, Zukunft

Zwangsarbeiter-Stiftung errichtet

Viele Jahre war Kerstin Griese in der Arbeit der Mahn- und Gedenkstätten NRWs und insbesondere Düsseldorfs aktiv. Deshalb war es für sie ein besonderer Moment ihrer noch sehr kurzen Bundestagsmitgliedschaft das Gesetz über die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" mitzubeschließen. Endlich kann jetzt denen ein Stück materieller Wiedergutmachung zugute kommen, die unter der Nazi-Herrschaft Zwangsarbeit leisten mussten. Damit ist dem langen Kampf der Betroffenen endlich entsprochen worden. Das Zustandekommen dieses Gesetzes ist auch dem unermüdlichen Engagement des früheren SPD Parteivorsitzenden Hans-Jochen Vogel zu verdanken. Er hatte als Oppositionsführer und später als Vorsitzender des Vereins „Gegen das Vergessen - für Demokratie“ immer wieder gemahnt, den Betroffenen endlich Entschädigung zukommen zu lassen. Dass es erst 55 Jahre nach Beendigung der Nazi-Herrschaft zu diesem Gesetz kommen konnte, zeigt, welch widerstrebende Interessen hier zusammengeführt werden mussten.

Kerstin Griese hat sich vorgenommen, dieses Thema - wie auch das in Berlin zu errichtende "Holocaust-Mahnmal" ständig zu begleiten und ihre Erfahrungen aus der praktischen Gedenkstätten-Arbeit vor Ort in die Diskussionen einzubringen.

Erinnerung, Verantwortung und Zukunft - diesen drei Begriffe trägt die Stiftung zur Entschädigung der Menschen, die als Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg in Deutschland ausgebeutet wurden, im Namen. Noch vor der Sommerpause wurde diese seit Langem überfällige Entscheidung im Deutschen Bundestag getroffen. Die Bundesregierung hat bereits fünf Milliarden Mark dafür zugesagt, die Hälfte der erforderlichen Mittel. Nun ist es Aufgabe der deutschen Wirtschaft, die Unternehmen, die sich bislang noch weigern, in den Fonds einzuzahlen, zu beteiligen. Sie tragen die Verantwortung für einen würdigen und glaubwürdigen Umgang mit den ehemals Verfolgten.

Unser Verhältnis zur Vergangenheit liegt der neuen Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese besonders am Herzen, hat sie doch in ihrer beruflichen Tätigkeit in der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf viele Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Zeitzeugen gesammelt und sich dafür engagiert, die Erinnerung an die NS-Vergangenheit wach zu halten, um angemessen an die Opfer zu erinnern und für die Zukunft zu lernen. „Es geht darum, dass die junge Generation Möglichkeiten hat, sich mit der NS-Geschichte auseinanderzusetzen und sich auch heute aktiv für Menschenrechte und Demokratie zu engagieren.“ Ihre Erfahrungen aus der Gedenkstättenarbeit will Griese auch in ihre neue politische Aufgabe einbringen, wenn es um die Unterstützung von Projekten zur Gedenkstättenarbeit und um Hilfe für die Opfer geht. „Wir brauchen eine aktive Gedenkkultur, die junge Menschen einbezieht und ihre Fragen ernst nimmt.“ Angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus gehöre dazu auch verstärkter Einsatz für die politische Bildungsarbeit.

Dabei ist ihr der lokale Bezug wichtig. Auch in Düsseldorf mussten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in zahlreichen Firmen und bei der Stadt selbst unter unmenschlichen Bedingungen schuften. Im Jahr 1943 waren es insgesamt 35.000 Menschen, meist aus Osteuropa, die in Lagern untergebracht waren. „Ziel muss sein“, so Griese, „dass die Opfer noch in diesem Jahr die ersten Entschädigungszahlen erhalten. Immer mehr von ihnen sterben an Alter und Krankheit.“

Ein Teil der Mittel der Stiftung (700 Millionen Mark) ist Zukunftsaufgaben gewidmet. Daraus sollen Projekte gefördert werden, die der Völkerverständigung und dem internationalen Jugendaustausch dienen. Zur Unterstützung dieses Anliegens reiste Kerstin Griese gemeinsam mit einigen jungen Bundestagsabgeordneten der SPD und der Bündnisgrünen Ende August nach Polen. Die jungen Abgeordneten besuchten die KZ-Gedenkstätte Auschwitz und führten Gespräche mit ehemaligen Häftlingen und Gedenkstättenmitarbeitern.

Junge Abgeordnete in Polen
Gesetz zur Errichtung einer Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“
Financial Times: Abkommen über Zwangsarbeiter-Entschädigung
Gegen Vergessen - für Demokratie
Gedenkstätten NRW

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