Berlin | Reden

„Eine Entscheidung für das Leben“

Der Bundestag entscheidet über die Präimplantationsdiagnostik (PID)

Kerstin Grieses Rede im Bundestag. Das Protokoll

epd: PID

Kerstin Griese hat sich in ihrer Rede im Bundestag dafür ausgesprochen, die Präimplantationsdiagnostik (PID) nur in eng begrenzten Ausnahmefällen zuzulassen, Aufklärung und Beratung verpflichtend zu verankern und in jedem individuellen Fall die Entscheidung einer Ethikkommission vorzusehen. „Das ist für mich eine Entscheidung für das Leben und für die Hilfe für Betroffene“, begründete sie ihre Zustimmung zu dem von Flach/Hintze/Reimann vorgelegten Gesetzentwurf. „Als evangelische Christin bin ich natürlich der Überzeugung, dass der Embryo auch außerhalb des Mutterleibes schützenswert ist. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass allein im Reagenzglas noch kein Mensch heranreift, der zu einer eigenständigen Persönlichkeit werden kann“, betonte Griese. Erst zusammen mit der Mutter entstehe werdendes Leben.

Kerstin Griese erinnerte daran, dass sie 2009 einen Gesetzentwurf eingebracht hat, der die bessere psychosoziale Beratung bei eventueller Spätabtreibung vorsah und wies auf die Zusammenhänge zwischen der Pränataldiagnostik (PND) und der PID hin. „Wenn man den erblich schwer vorbelasteten Eltern die Möglichkeit der PID nicht geben würde, würde man sie auf die Pränataldiagnostik verweisen. Dann würden sie in den Schwangerschaftskonflikt kommen, der mit der Möglichkeit der sogenannten Spätabtreibung beschrieben ist.“ Griese erzählte, dass sie 2009 mit Frauen gesprochen habe, die die schlimme Situation einer Spätabtreibung erlebt haben. „Wenn die Hilfe für die betroffenen Frauen und Eltern für uns im Mittelpunkt steht, dann halte ich die PID für ethisch hinnehmbarer als eine eventuelle Spätabtreibung. Insofern ist meine Entscheidung auch frauenpolitisch motiviert.“

Griese beklagte, dass die Rechtsetzung in ethischen Fragen immer wieder vom medizinisch Möglichen überholt werde. „Das gilt ganz besonders für die Pränataldiagnostik.“ Deswegen bat sie darum, die Debatte über die Pränataldiagnostik nicht mit der über die PID vermischen. Die Pränataldiagnostik habe Überhand genommen und übe Druck auf die Frauen aus. „Wir müssen endlich einmal eine Debatte darüber führen, was sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Pränataldiagnostik verändert hat“, verlangte die SPD-Abgeordnete.

Auch bei Anwendung von PID und PND werde es weiterhin behinderte Menschen geben, stellte Kerstin Griese fest. „Die meisten Behinderungen entstehen bei oder nach der Geburt. Es wird niemals Leidfreiheit geben. Es wird keine Perfektion geben.“ Sie forderte in ihrer Plenarrede, Behinderung als Teil des Lebens anzuerkennen und endlich mehr für die Inklusion behinderter Menschen zu tun.

7.7.11

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