Berlin

„Parteien in der Mediendemokratie“

Diskussion über ein neues Buch von Ulrich von Alemann


Gunter Hofmann (Die Zeit), Ulrich von Alemann und Kerstin Griese diskutieren über die Mediendemokratie.

Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und Internet haben in der modernen Demokratie eine herausragende Bedeutung. So ist es heute oft einfacher, mit Hilfe der Medien „Politik zu machen“ als mit Hilfe der etablierten Parteien und des Parlaments. Welche Rolle können die Parteien dann in Zukunft noch spielen? Wie gehen Journalisten und Politiker miteinander um und wie schätzen sie sich gegenseitig ein?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Buches „Parteien in der Mediendemokratie“, das der Düsseldorfer Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann gemeinsam mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese im Berliner Reichstag vorstellte. Der Westdeutsche Verlag und das Netzwerk Berlin – ein Zusammenschluss junger SPD-Bundestagsabgeordneter – hatten dazu eine Podiumsdiskussion organisiert, an der neben Ulrich von Alemann und Kerstin Griese auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Ursula Heinen und Gunter Hofmann, Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit, teilnahmen.

Ulrich von Alemann kennzeichnete das Verhältnis von Parteien und Medien mit „den drei großen A“: „Amerikanisierung“, „Ausdifferenzierung“ und „Atemlosigkeit“. Politiker und Journalisten gerieten dabei in immer größere Abhängigkeit voneinander. Allerdings ist dies für von Alemann keine grundsätzlich „neue“ Entwicklung, denn schon im 19. Jahrhundert hätten Politiker und Journalisten enge Beziehungen gepflegt.

Gunter Hofmann gab gern zu, dass Journalisten nicht nur über Politik berichten, sondern durch die Art ihrer Berichterstattung auch Einfluss auf die Politik nähmen. Parteien und Politiker müssten sich deshalb immer stärker an den Bedürfnissen der Medien orientieren und ihre Politik „inszenieren“, wenn sie die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit finden solle. Allerdings dürften sich die Politiker nicht allein als „Opfer“ der Medien sehen, denn erst die Medien bieten ihnen ja die Chance, Profil innerhalb und außerhalb der eigenen Partei zu gewinnen.

Ursula Heinen und Kerstin Griese stimmten Gunter Hofmann in seiner Analyse zwar prinzipiell zu, wünschten sich aber, dass in Zukunft wieder mehr die Inhalte als die Inszenierung von Politik in den Vordergrund treten. „Trotzdem soll Politik auch weiterhin Spaß machen“, schloss Kerstin Griese die Veranstaltung.

Ulrich von Alemann / Stefan Marschall (Hrsg.): Parteien in der Mediendemokratie. Westdeutscher Verlag, Leverkusen 2002, 320 Seiten, 29,90 €

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In dem Sammelband werden die Grenzen und Möglichkeiten der Parteien angesprochen, sich in der modernen Mediengesellschaft zu bewegen. Empirische Beiträge decken zum einen die Beziehung zwischen Parteien und Massenmedien ab, zum anderen sprechen sie die Rolle der eigenen Medien, vor allem des Internet, für die Parteienk ommunikation an. Parteienforschung und Kommunikationsforschung werden in diesem Sammelband thematisch und personell zusammengebracht. Damit wird eine oft beklagte wissenschaftliche Lücke an der Schnittstelle zwischen Politik- und Kommunikationswissenschaft geschlossen. Die Berücksichtigung der Internet-Kommunikation von Parteien macht die Studie brandaktuell. Gerade im Wahl(kampf)jahr 2002 wird die Thematik auf besondere Aufmerksamkeit stoßen. Der Blick auf weitere politische Systeme weitet die Perspektive des Bandes über den bundesdeutschen Fall hinaus.

* 15 Prozent des Nettopreises gehen an das Willy-Brandt-Zentrum Jerusalem.

29.6.02

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