Berlin

„Vom Proletariat zur neuen Mitte“

Franz Walter liest aus seinem neuen SPD-Geschichtsbuch


Kerstin Griese, Netzwerk Berlin, stellt Franz Walter und das Buch „Die SPD“ vor.

Die SPD – vom Proletariat zur Neuen Mitte heißt ein neues Buch zur Geschichte der Sozialdemokratie, das am 22. März in den Handel kommt. Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten des Netzwerks Berlin hat der Autor Franz Walter am Vorabend des Erscheinens unter anderem das Kapitel Die sechziger Jahre: „Die beste CDU aller Zeiten“ vorgelesen. Franz Walter ist Politikwissenschaftler an der Universität Göttingen.

Kerstin Griese, die für das Netzwerk Berlin die Veranstaltung geleitet hat, fand das vorgelesene Kapitel sehr interessant. Sie empfiehlt das Buch allen, die sich einen Überblick über die Geschichte der Partei wünschen.

„Der Charme des Buches liegt im Panoramablick des Autors begründet, mit dem er scheinbar nebensächliche und unpolitische Dinge beobachtet und sie in Zusammenhänge einordnet; in einer mehrdimensionalen Analyse, die Ambivalenzen stehen lässt – und in seiner Kunst der langen Linien, mit denen er die fernen und die nahen Entwicklungen miteinander verbindet“, schreibt Warnfried Dettling in der taz. „Walter erzählt Geschichte und er wertet, interpretiert und verallgemeinert mit lockerer Hand. Er skizziert nicht nur Personen und Ereignisse, sondern streut immer wieder Kommentare ein, die einem gebildeten und engagierten Menschen so einfallen.“

taz: Zwischen Apparat und Milieu

Franz Walter: Die SPD. A. Fest Verlag, Berlin 2002, 304 Seiten, 24,90 €

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Als die SPD entstand, war Bismarck noch nicht Kanzler und Deutschland noch nicht nationalstaatlich vereint. Der Weg der Partei führt durch verschiedene Epochen und Gesellschaftssysteme, durch Zeiten von Krieg und Depression, durch Jahre optimistischen Aufbruchs und ungebremster Hoffnungen, durch die sozialen Räume der Industrialisierung und der Wissensrevolution. Kurz: Die Geschichte der SPD ist ein gutes Stück deutscher Gesellschaftsgeschichte.
Und sie ist geprägt von schillernden Persönlichkeiten. Wir stoßen auf Abenteurer, Konvertiten und Renegaten, auf Charismatiker, Demagogen und Populisten, auf Präsidenten, Kanzler und Staatsmänner.
Dennoch erzählt die Geschichte der SPD, wie Franz Walter zeigt, nicht nur vom Weg einer politischen Partei, sondern auch von einer traditionsreichen Gegenkultur, die erst in der bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft zerbröselte. Mit dem historischen Sozialismus verlor die SPD das sie prägende Ziel, und gerade das hat sie letztlich aus der politischen Randlage in die „neue Mitte“ geführt, ja sie in der Berliner Republik an die Macht gebracht. Doch um welchen Preis? Und wie sieht die Zukunft aus?

* 15 Prozent des Nettopreises gehen an das Willy-Brandt-Zentrum Jerusalem.

22.3.02

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