Berlin

 Blick aus Berlin 

Stärken der Senioren nutzen

Der „Altenbericht“ zwischen Theorie und Praxis

 

526 Seiten dick ist der so genannte „Altenbericht“, der mir im Juli auf meinen Schreibtisch in Berlin gelegt wurde. „Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft“ heißt der im Auftrag der Bundesregierung erstellte Sachverständigenbericht.

Welche Rolle die ältere Generation in unserer Gesellschaft einnimmt, kann ich an meinem siebzigjährigen Vater beobachten, den ich momentan für ein paar Tage in Norditalien besuche. Er ist pensionierter Pfarrer, hat sich aber nie mit einem „Ruhestand“ abfinden wollen, sondern sich immer wieder neue Herausforderung und Verantwortung gesucht. Für zwei Jahre ist er nun Pfarrer am Gardasee für die dort ansässigen Evangelischen.

Manchmal zeigt die Praxis anschaulicher als 526 Seiten „Altenbericht“, dass wir die Stärken der Seniorinnen und Senioren mehr nutzen sollten. Die Zahl der älteren Menschen wird im Verhältnis zu den Jüngeren deutlich zunehmen, denn glücklicherweise steigt die Lebenserwartung. Viele Sechzigjährige fühlen sich noch nicht „alt“, sie haben noch viele aktive Jahre vor sich.

Wir werden es uns nicht leisten können, auf das Wissen und die Erfahrung der Älteren zu verzichten. Dass viele Menschen bereits mit Mitte 50 aus dem Erwerbsleben gedrängt werden, halte ich für einen Skandal.

Kerstin Grieses Kolumne erscheint einmal im Monat in der Zeitung „Der Ratinger“

Fünfter Altenbericht

9.8.06

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