Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Sigrid Tschöpe-Scheffler

Erziehungswissenschaftlerin möchte mehr Weiterbildung für Eltern

Sigrid Tschöpe-Scheffler, Professorin an der Fachhochschule Köln, und Kerstin Griese.

„,Hurra‘ habe ich gedacht“, sagte die Pädagogik-Professorin Sigrid Tschöpe-Scheffler auf Kerstin Grieses Frage nach dem Elterngeld-Beschluss. Dieser war am gleichen Tag im Bundestag gefällt worden. Positiv hob die in Velbert lebende Erziehungswissenschaftlerin die Partnermonate hervor und verwies auf die „Bindungsforschung“. Die Kinder sollten in ihrem ersten Lebensjahr nicht nur zu einer Person, sondern möglichst zu zweien ein enge Bindung aufbauen. Sie würde die Partnermonate „Beziehungszeit“ nennen.

Kerstin Griese wies darauf hin, dass zurzeit weniger als fünf Prozent der Väter Elternzeit in Anspruch nähmen. Tschöpe-Scheffler zeigte sich optimistisch, dass diese Zahl mit dem Elterngeld erheblich ansteigen werde. „50 Prozent ist ein Vision“, appellierte sie an die Väter. „Und vorher müssen wir erleben, dass mehr Kinder geboren werden.“

Sigrid Tschöpe-Scheffler ist eine Expertin für Elternkurse. „Nicht alle Eltern haben noch eine intuitive Elternkraft“, begründet sie ihr Plädoyer für Elternbildungsangebote. Für das Führen eines Kraftfahrzeugs brauche man schließlich auch einen Führerschein.

„15 Prozent aller Elternhäuser sind mit der Erziehung definitiv überfordert“, zitierte Kerstin Griese eine Äußerung des Soziologen Klaus Hurrelmann, der soeben die 15. Shell-Jugendstudie vorgelegt hat. „Mit Zwang erreicht man selten das gewünschte Ziel“, kommentierte sie Hurrelmanns Forderung nach verpflichtenden Trainingskursen. „Pflichtelternkurse finde ich ziemlich schlimm“, stimmte ihr Tschöpe-Scheffler zu. Sie setzt sich für ein Bonussystem ein, um Anreize für einen freiwilligen Besuch von Kursen zu bieten.

An den „Super Nanny“-Sendungen kritisierte die Kölner FH-Professorin den problematischen Trend zu schnellen und einfachen Rezepten. Immerhin sei durch die RTL-Sendung ein gestiegenes Interesse an Fragen der Erziehung geweckt worden.

Kerstin Griese setzte sich dafür ein, positiv auf die Eltern zuzugehen und sie ernst zu nehmen. Ein wichtiges Vorbild seien dafür die britischen „Early Exellence Centre“, deren Konzept in die Idee der Familienzentren und Mehr-Generationen-Häuser eingeflossen sei. Sie kritisierte genauso wie Tschöpe-Scheffler, dass die zu Familienzentren erweiterten Kindergärten ohne zusätzliche Finanzmittel auskommen müssen. „So kann eine gute Idee kaum funktionieren“, sagte Griese in Richtung NRW-Landesregierung.

Sigrid Tschöpe-Scheffler (Hg.), Perfekte Eltern und funktionierende Kinder? Opladen: Budrich 2. Aufl. 2006, 131 Seiten, 12,90 Euro  bestellen
Sigrid Tschöpe-Scheffler, Fünf Säulen der Erziehung, Mainz: Grünewald 2005 3. Aufl. 2003, 112 Seiten, 12,80 Euro  bestellen

Sigrid Tschöpe-Scheffler

30.9.06

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