Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Christian Pfeiffer

Lebhafte Diskussion über Gewaltvideospiele im Heiligenhauser Jugendzentrum „Club“

Christian Pfeiffer, Professor für Kriminologie und ehemaliger niedersächsischer SPD-Justizminister, und die Familien- und Jugendausschussvorsitzende Kerstin Griese MdB.

Eine außergewöhnlich große Resonanz fand die Veranstaltung mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer in Heiligenhaus, bei der mehr als 100 Gäste an einer äußerst lebhaften Diskussion teilnahmen. „Nicht nur Fachleute aus der Jugendarbeit in Heiligenhaus, Velbert und Ratingen waren zum Gespräch mit Pfeiffer in den Club gekommen. Auch viele Jugendliche schalteten sich ein“, notierte die Heiligenhauser Zeitung (WAZ).

Zu Beginn der Veranstaltung zeigte Pfeiffer Beispiele aus zwei Gewaltvideospielen: dem von der USK ab 16 freigegebenen Grand Theft Auto: San Andreas und dem ab 18 eingestufen Der Pate. „Für Manchen im voll besetzten Auditorium war der Inhalt schlicht ein Schock“, beobachtete die Rheinische Post. „Jedes Töten bringt Punkte. Und wir glauben, dass so ein Spiel auf den Markt gehört“, kommentierte Pfeiffer die beiden Spiele.

Spiele, die nicht indiziert sind, seien frei verkäuflich und können beworben werden, erläuterte die Jugendausschussvorsitzende Kerstin Griese. Sie war sich mit Pfeiffer einig, dass die Bundesprüfstelle die Möglichkeit haben muss, Spiele auf den Index zu setzen. Dies sei für Titel, die von der freiwilligen Selbstkontrolle USK eine Alterseinstufung erhalten haben, bislang nicht möglich. Die Alterseinstufung sei kein Schutz, kritisierte Pfeiffer. Die Kennzeichnung „ab 16“ oder „ab 18“ sei geradezu ein „Adelstitel“ für ein besonders gefragte Spiele. Eine Indizierung würde hingegen von der Industrie gefürchtet, denn sie bedeute ein Werbeverbot und eine Beschränkung des Verkaufs auf spezielle – nur Erwachsenen zugängliche – Geschäfte. „Das wäre der Tod für den Markt.“

Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, hat den Begriff der „Medienverwahrlosung“ geprägt. Der Zusammenhang zwischen der Dauer der Fernseh- und Computerspielnutzung und schlechten Schulleistungen sei eindeutig belegt. Für Gewaltspiele gelte dies durch die „emotionale Wucht der Bilder“ ganz besonders. „Da bilden sich Clans, Communities, fast so etwas wie eine Gemeinschaft“, ergänzte der Velberter Jan Lichtwitz, Landessprecher der Juso-SchülerInnen.

Pfeiffer forderte Ganztagsschulen, wie es sie in den PISA-Siegerländern gibt. „Die Schule muss Austragungsort des Jugendlebens sein.“ Schülerinnen und Schüler bräuchten positive Anerkennung, unterstützte Kerstin Griese die Forderung nach einer besseren Schule.

Rheinische Post: „Streitbarer Geist“
WAZ: Jedes Töten erhöht den Punktestand

Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen

8.2.07

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