Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

„Ich will, dass Geld dem Menschen dient“

Franz Müntefering und Kerstin Griese vor 350 Besuchern im Lintorfer Gemeindezentrum

Kerstin Griese trifft … Franz Müntefering.

Rheinische Post: Müntefering greift Lafontaine an
Rheinische Post Ratingen: Münte in Lintorf

Ratinger Wochenblatt: Mischt euch ein!

Nahezu 350 gespannte Bürgerinnen und Bürger drängelten sich ins evangelische Gemeindezentrum in Lintorf. So viel Andrang hat es in den vorangegangenen 48 „Kerstin Griese trifft …“-Veranstaltungen noch nie gegeben. Doch diesmal hatte sich der überaus beliebte SPD-Chef Franz Müntefering angekündigt. Doch er verspätete sich, denn er war zunächst noch in der Langenberger Grundschule am Kuhweg, um dort zum bundesweiten Vorlesetag den Kindern eine Geschichte vorzulesen.

Drei Kamerateams hatten sich positioniert, als Müntefering unter großem Applaus in den Saal kam und in einem der beiden roten Sessel Platz nahm. In den zweiten Sessel setzte sich die Ratinger Gastgeberin Kerstin Griese. Sie erzählte, dass sie Franz Müntefering schon vor Monaten eingeladen habe, als er noch als einfacher Bundestagsabgeordneter in ihrem Familienausschuss gesessen habe. Die Generationengerechtigkeit sei das Thema gewesen, für das sich der Ex-Vizekanzler engagiert habe. „Jetzt ist er wieder Parteivorsitzender“, sagte Griese, die sich darüber sichtlich freute.

Kerstin Griese sprach mit Müntefering über Generationenpolitik und den Sozialstaat. Gemeinsam warben sie für mehr ehrenamtliches Engagement in allen Altersgruppen. „In einer an Zeit reichen Gesellschaft muss es keine einsamen Menschen geben“, betonte der SPD-Vorsitzende. An die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer gerichtet sagte er: „Ich kann euch nur raten: Mischt euch ein!“ SPD-Mitglieder, die als erstes fragen, was die Partei ihnen zu biete habe, könne er nicht gebrauchen. „Wir brauchen vielmehr junge Menschen mit Biss, die den Willen haben, Dinge zu ändern.“

Mehrere Klassen der Heisenberg-Realschule sowie Sozialwissenschaften-Kurse des Kopernikus und des Weiszäcker-Gymnasiums verfolgten interessiert die Diskussion und hatten diverse Frage vorbereitet, die Kerstin Griese nach und nach aufrief. „Ihr Fehler war, dass sie vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei ausgeschlossen hat“, sagte Müntefering zur Frage eines Schülers nach Andrea Ypsilanti. Eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei schloss er für die Bundesebene kategorisch aus, „aus ökonomischen, sozialen und internationalen Gründen“.

Und zur Finanzmarktkrise sagte Müntefering: „Ich will, dass Geld dem Menschen dient.“ Vor zwei Jahren habe ihm jemand erklärt, was Derivate seien. „Da dachte ich, die sind süß.“ Jetzt zeige sich, dass mit ihnen nur schlechte Luft verkauft werde.

Die Krise der Finanzmärkte sei genauso wie der demografische Wandel längst vorhersehbar gewesen, ist Franz Müntefering überzeugt. „In Geschichtsbüchern liest man von einst wichtigen Handelsstädten, die ihre Bedeutung verloren haben, weil ihr Hafen versandet ist. Dabei denke ich mir immer, verdammt, das müssen die doch gemerkt haben, dass der Hafen versandet. Warum haben die nichts dagegen getan?“

„Ruhig, klar, mit unaufdringlichem Witz gab der 68-Jährige einen Einblick in seine Gedankenwelt. Immer wieder diente ihm seine bodenständige sauerländische Heimat als Projektionsfläche für seine Weltsicht“, meinte das Ratinger Wochenblatt nach der Veranstaltung. In einer Zeit, in der die Dinge scheinbar aus den Fugen geraten, besinne man sich aufs Greifbare, und da sei man bei Münte richtig.

„Deutliche Sprache und klare Aussagen“ lobte die Westdeutsche Zeitung die Beiträge des Sauerländers. „Dafür lieben die Genossen ihren ,Münte‘, dafür und weil er ihre Seelen streichelt. Wer je an seiner Parteizugehörigkeit gezweifelt hätte, ist geläutert, wenn der Bundesvorsitzende Botschaften und Bonmots verbreitet“, schreibt die WZ. Und die Rheinische Post ergänzte: „Am Ende sind die Bürger dankbar für das, was der SPD-Chef ausgesprochen hat. So haben sie Münte erwartet. Er hat Wort gehalten.“

Fernsehen und Fotografen in Lintorf.

Und ein großes Medieninteresse beim vorangegangenen Termin: Vorlesetag in einer Langenberger Grundschule.

NRZ: Vorlesetag

21.11.08

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