Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Hannelore Kraft

Die Ministerpräsidentin beim zehnjährigen Bestehen der Gesprächsreihe

Die Ministerpräsidentin in der Dumeklemmerhalle (Foto: Tim Edler).

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist nach Ratingen gekommen, um zum zehnjährigen Bestehen von „Kerstin Griese trifft …“ auf dem roten Sessel der erfolgreichen Gesprächsreihe Platz zu nehmen. 250 Besucher sind gekommen und „feierten Kraft mit Applaus, als sie ihre Statements zu Themen wie Arbeitslosigkeit, Bildung und Rente abgab“, schreibt die Westdeutsche Zeitung (WZ). Und die Rheinische Post (RP) ergänzt: „Warum Kraft so beliebt ist und als glaubwürdig gilt, wurde gleich zu Beginn des Abends klar. Da gab sie Einblicke in ihre Jugend, die sie in der direkten Nachbarschaft Ratingens verbrachte, in Mülheim an der Ruhr.“

Wichtig ist Hannelore Kraft, dass sie einen Fuß in der Realität behält. Die üblichen Betriebsbesuchen als Politikerin, bei der sie in erster Linie mit dem Chef gesprochen hat, haben ihr nicht ausgereicht. So sei die „Tatkraft-Tour“ entstanden, bei der sie jeweils einen Tag vor Ort mitarbeitet. „Krankenhaus, Altenheim, Suppenküche – aber nicht nur soziale Berufe.“ Sie sei auch in einer Edeldrahtzieherei, auf einem Bauernhof und bei der Polizei gewesen, schildert sie beeindruckende Einblicke in die Arbeit der Menschen.

Hannelore Krafts Motto „Kein Kind zurücklassen“ ist Kerstin Griese sehr sympathisch. Das sei mehr als nur Elterngeld und Kindergartenplätze, betont die Bundestagsabgeordnete. Krafts Ziel sei es, rechtzeitig in die Zukunft zu investieren, um Reparaturkosten zum vermeiden. Die Ministerpräsidentin wollte wissen, wie hoch die sozialen Reparaturkosten seien, die in NRW in jedem Jahr bezahlt werden. „23 Milliarden Euro!“, so Hannelore Kraft. „Wir zahlen Warteschleifen für Jugendliche, die keinen Schulabschluss haben. Wer keine Schulabschluss hat, zahlt keine Steuern und Sozialabgaben“, nennt sie ein Beispiel dafür, welche Folgen versäumte Bildungsinvestitionen hätten.

„Auf den Anfang kommt es an“, betont Kerstin Griese. „Deswegen hatten wir im Bund ein Vier-Milliarden-Programm aufgelegt und den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag gesetzlich verankert.“ Kraft ist verhalten optimistisch, dass NRW die angestrebte 32-Prozent-Quote zumindest annähernd erreicht. „Ich mache mir wie alle anderen auch Sorgen um den Schuldenstand. Aber wir sparen eben nicht bei der Bildung“, weist Kraft auf die Milliardenanstrengungen für Kitas und frühe Förderung hin. „Das Wahlgeschenk für die CSU in Bayern kommt uns richtig teuer zu stehen“, ärgert sich Hannelore Kraft über das Betreuungsgeld. „Solange das Geld knapp ist und wir Wahlfreiheit wollen, müssen wir in Kita-Plätze investieren. Jeder Kita-Platz, den wir schaffen, rechnet sich auch volkswirtschaftlich“, weist sie auf die erhöhte Erwerbsbeteiligung von Frauen hin. „Das Auseinanderdividieren von Frauen sollten wir längst hinter uns gelassen haben. Das sind doch Debatten von gestern.“

„Wir brauchen einen gesetzlichen Mindestlohn“, fordert Kerstin Griese eine veränderte Arbeitsmarktpolitik. „In fast allen Staaten um uns herum gibt es eine solche Lohnuntergrenze“, das sei eine Frage der Fairness. NRW habe die Forderung nach einem Mindestlohn in den Bundesrat eingebracht, sagt Hannelore Kraft. „Aber keine Mehrheit gefunden“, ärgert sie sich über die Blockadehaltung von Union und FDP. Sie kritisiert zudem die Rentenpolitik der Bundesarbeitsministerin. Die so genannte Lebensleistungsrente sei eine Mogelpackung. „Die beste Rentenpolitik ist eine gute Arbeitsmarktpolitik.“

Die Bürger vermissten Politiker, die trotz Gegenwinds für ihre Überzeugungen einstehen. „Dass sie genau so eine Politikerin sein will, machte Kraft immer wieder während ihres zweistündigen Besuchs in der Ratinger Dumeklemmerhalle deutlich“, fasst die WZ ihre Eindrücke zusammen.

Voller Saal zum Zehnjährigen.

Hannelore Kraft

15.11.12

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