Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Kenan Kolat

Teilhabe für Menschen mit einer Migrationsgeschichte

Kenan Kolat und Kerstin Griese im Ratinger Bürgerhaus.

Die Verbindung von „Deutscher Sachlichkeit und anatolischer Flexibilität“ zeichne viele Deutsch-Türken aus, sagte Kenan Kolat in Ratingen. Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland war zu Gast bei „Kerstin Griese trifft …“ im Bürgerhaus am Marktplatz.

Ewald Geldmacher, stellvertretender Vorsitzender der Ratinger SPD, begrüßt die Gäste.

Er habe zwei Pässe, erzählt Kolat. „Den türkischen habe ich seit 15 Jahren nicht verlängert. Er liegt unten in einer Schublade und ist eine Herzensangelegenheit“, erläutert er die Haltung vieler eingewanderter Türken zu ihrer Staatsangehörigkeit.

Die Bundestagsabgeordnete Griese stimmte Kolats Forderung nach einer „Akzeptanz von Mehrstaatlichkeit“ zu. „Es gibt eine doppelte Staatsbürgerschaft für in Deutschland geborene türkische Kinder“, erinnerte Kerstin Griese an die Reform der rot-grünen Bundesregierung. „Aber leider müssen sie sich dann zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr für den deutschen oder türkischen Pass entscheiden.“ Das müsse geändert werden.



Kenan Kolat wandte sich gegen den Begriff der „Integration“. „Ich spreche von Partizipation, von Teilhabe.“ Diese sei in vielen Bereichen noch längst nicht erreicht, sagte Kerstin Griese und nannte die Polizei als ein Beispiel. „Auch die Polizei soll eine kulturelle Vielfalt darstellen.“

Kolat sprach sich dafür aus, eine „Quote für Menschen mit Migrationsgeschichte“ einzuführen, und fügte hinzu: „Bei gleicher Qualifikation, das ist wichtig.“

„Das deutsche Bildungssystem bietet immer noch zu wenig Förderung für Kinder, die aus bildungsfernen Schichten kommen“, beklagte Kerstin Griese. „Ein Drittel aller Kinder unter sechs hat eine Migrationsgeschichte“, ergänzte Kolat. Natürlich gebe es auch ethnische Gründe für die schulischen Probleme türkischstämmiger Kinder. Aber in erster Linie hätten wir ein „Unterschichtenproblem“.

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, einer säkularen Organisation, sprach sich für ein verstärktes Wir-Gefühl in Deutschland aus. „Die Sarrazin-Debatte hat gezeigt, dass wir in einer globalisierten Welt nach einer Identität suchen.“ Leider habe man sich dabei negativ abgegrenzt. „Stattdessen müssen wir beidseitig lernen.“

Türkische Gemeinde in Deutschland

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