Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Wolfgang Huber

Der EKD-Ratsvorsitzende kritisiert in Ratingen den „Geist des Haben Wollens“

RP Ratingen/Mettmann: Chefs sollen sich bescheiden

Bischof Wolfgang Huber im Gespräch mit der Abgeordneten Kerstin Griese.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise war das Eröffnungsthema bei „Kerstin Griese trifft … Wolfgang Huber“. Die Ratinger Abgeordnete Griese war sich mit dem Berliner Bischof Huber einig, als sie forderte, „nach der Krise anders zu wirtschaften als vorher“. Wolfgang Huber, der als Ratsvorsitzender an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland steht, kritisierte den beherrschenden „Geist des Haben Wollens“.

Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann begrüßt die Gäste in seinem Gemeindezentrum „Haus am Turm“.

Fast 250 Leute drängten sich in das überfüllte „Haus am Turm“, um Grieses Gespräch mit dem gleichermaßen hochrangigen wie prominenten Kirchenvertreters mitzuerleben. Huber und Griese kennen sich aus ihrer gemeinsamen Arbeit in der Kirche, in der die Ratingerin der Synode und der Sozialkammer angehört. „Als Politikerin bringt sie in unsere Kirche etwas ein, was ein Bischof nicht kann“, sagte Huber. Er wies darauf hin, dass die Sozialkammer bereits vor der Finanzkrise auf die Gefahren der Sozialisierung von Risiken hingewiesen habe. „Die Sozialkammer hat sich außerordentlich verdient gemacht“, so Huber.

Bischof Huber sprach sich für mehr Nachhaltigkeit in der Politik aus und forderte mehr Klimaschutz und einen Abbau der Schulden. Man müsse eher noch mehr auf die Schuldenbremse treten, als dies nun beschlossen worden sei. Kerstin Griese sagte, dass mit der beschlossenen „Schuldenbremse“ die unsinnige Einstufung von Bildungsinvestitionen als kurzlebige Konsumausgabe beendet sei. Zuvor seien Kredite nur für „Investitionen in Beton“ erlaubt gewesen.

Jeder müsse in der Lage sein, von den Gaben, die ihm anvertraut seien, Gebrauch zu machen, sagte Wolfgang Huber. Deshalb sehe er den Begriff „Bildungsinvestition“ kritisch, wenn es dabei nur um die wirtschaftliche Verwertbarkeit gehe.
Familie sei nicht nur da, wo Kinder sind, sagte Huber. Er wies darauf hin, dass Familie als generationsübergreifender Verband immer mehr auch die alten Menschen umfasse. „Wir müssen ein Familien-Ethos entwickeln.“ Gleichzeitig forderte er mehr Anerkennung für die Pflege der Älteren.

Huber und Griese diskutierten auch über ethische Fragen wie die Stammzellenforschung, Patientenverfügungen und Spätabtreibungen. „Das sind die Themen, bei denen ich als Politikerin schwierige Gewissensentscheidungen zu treffen habe“, wies die SPD-Politikerin auf die Gesetzesänderung zu den Spätabbrüchen hin. Dazu hatte Kerstin Griese eine eigene Gesetzesinitiative ergriffen, für die sie letztlich eine Mehrheit im Parlament gefunden hatte. „Ich bin tief dankbar dafür“, sagte Wolfgang Huber, der auf Grieses Verdienste bei der Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes hinwies.

Fast 250 Gäste im „Haus am Turm“.

EKD

Kerstin Griese trifft … seit 2000

14.6.09

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