Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Heinz Hilgers

„Erziehung und Bildung gehören zusammen“, betont der Kinderschutzbund-Präsident

Heinz Hilgers, Kerstin Griese und Brigitte Gierschewski, Leiterin des „Hundertwasser“-Kindergartens in Wülfrath.

Der Kampf gegen die Kinderarmut ist eines der wichtigsten Anliegen des Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers, der als „Kerstin Griese trifft …“-Gast in den Wülfrather „Hundertwasser“-Kindergarten gekommen war. „Wir müssen die Spirale aus Armut und schlechten Bildungschancen durchbrechen“, betonte die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese. Heinz Hilgers stimmte ihr zu. Das Recht auf einen Kindergartenplatz, die Ganztagsgrundschulen und die Betreuung für unter Dreijährige seien wichtige Angebote „gerade auch für Kinder, die in sadozial schwierigen Verhältnissen aufwachsen.“ Er wandte sich dagegen, diese Angebote nur unter dem Aspekt „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ zu sehen. Kindern einen Platz zu verwehren, weil die Eltern arbeitslos seien, sei nicht hinnehmbar. Solche Bildungsangebote müssen „der Kinder wegen“ geöffnet werden..

Hilgers und Griese auf dem Dach-Spielplatz des Kindergartens.

„Erziehung und Bildung gehören zusammen“, betonte Hilgers. Früher sei dies in Deutschland säuberlich getrennt gewesen. „Das ist unsinnig.“ Genauso wenig wie man die Erziehung allein dem Elternhaus zuordnen könne, fände Bildung allein in der Schule statt. „Kinder lernen den ganzen Tag.“

2,2 Millionen Kinder leben auf Sozialhilfeniveau, die Zahl sei in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Hilgers kritisierte, dass im Zuge der „Hartz IV“- Gesetze den Kommunen viele Zuständigkeiten weggenommen seien. „Wenn ein Kind neue Winterschuhe brauchte, war jemand vom Sozialen Dienst in die Familie gegangen“, berichtete Hilgers, der auch Bürgermeister der Stadt Dormagen ist. Heute gebe es keine einmaligen und zweckgebundenen Hilfen mehr.

Auf viel Zustimmung stieß bei Hilgers die Initiative „Wülfrather Kinder in Not“. Mit 23.000 Euro habe dieses Projekt, das noch kein Jahr lang bestehe, bislang in 135 Einzelfällen helfen können, informierte die stellvertretende Bürgermeisterin Bettina Molitor. Die Initiative werde von Kindergärten, dem Jugendamt oder der Schuldnerberatung auf Notfälle hingewiesen. „Wir fragen nicht nach Schuld: Es geht uns um die Kinder.“

Einig waren sich Kerstin Griese und Heinz Hilgers in ihrer Forderung nach verbindlichen kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. „Alle Kinder müssen dort hin“, so Hilgers. Griese wies darauf hin, dass der Kreis Mettmann bereits eine überdurchschnittliche Teilnahmequote an den „Us“ habe. „Das Kreisgesundheitsamt fordert alle Eltern schriftlich zur Teilnahme auf.“

Das neue Elterngeld wurde vom Kinderschutzbund-Präsident grundsätzlich begrüßt. Er kritisierte jedoch, dass ALG-II-Empfänger damit schlechter gestellt würden. Kerstin Griese verteidigte hingegen das Konzept. „Wir müssen dafür sorgen, dass insbesondere Alleinerziehende nach einem Jahr Babypause in eine Ausbildung oder Arbeitsstelle vermittelt werden. Dazu brauchen wir die Verknüpfung zwischen dem Elterngeld und dem Ausbau der Betreuungseinrichtungen.“

Deutscher Kinderschutzbund

26.5.06

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