Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Klaus Hänsch

Der ehemalige Europaparlaments-Präsident erzählt aus seinem Leben

Kerstin Griese und Klaus Hänsch in der Wülfrather Medien Welt.

20 Minuten habe seine Antrittsrede als Europaparlamentspräsident gedauert, 22 mal sei sie von Applaus unterbrochen worden, erinnerte sich Klaus Hänsch bei „Kerstin Griese trifft …“ in der Wülfrather Stadtbücherei. Seine Rede sei als „Kriegserklärung an Rat und Kommission“ interpretiert worden, sagte Hänsch, der in seiner Amtszeit von 1994 bis 97 sehr viel für ein selbstbewussteres Parlament erreicht hatte.

Lesung aus dem Hänsch-Buch „Kontinent der Hoffnungen – mein europäisches Leben“.

Die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese hatte den 72-jährigen Hänsch eingeladen, damit dieser aus seinem Buch „Kontinent der Hoffnungen – Mein europäisches Leben“ liest. „Kaum jemand verkörpert das zusammengewachsene Europa so sehr wie Klaus Hänsch“, wies Griese auf dessen im heutigen Polen liegenden Geburtsort Sprottau hin. Hänsch antwortete, indem er aus seinem Buch vorlas, wie er nach seiner Wahl zum Parlamentspräsidenten im heutigen Szprotawa ankam: „Vereinzeltes Klatschen zunächst, dann passender Beifall. In der hereinbrechenden Dämmerung stehen auf dem Platz vor dem Rathaus wohl über tausend Menschen und bereiten dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, dem Sohn der Stadt, die einst die seine war und heute die ihre ist, einen bewegenden Empfang.“

Die Besucherinnen und Besucher in der Wülfrather Medien Welt hörten gebannt zu, wenn Hänsch mal bewegend und mal humorvoll aus seine Leben erzählte oder las. Sein Buch ist bereits vergriffen, wird aber noch im April in einer zweiten Auflage wiederaufgelegt. Der Erkrather Europapolitiker sparte nicht an deutlichen Worten zur aktuellen Europapolitik und las das erste Mal aus dem noch unveröffentlichten Nachwort der Neuauflage. Darin forderte er eine gemeinsame Wirtschafts-, Haushalts- und Steuerpolitik für die EU. Dies sei bei der Einführung der Währungsunion „an den Vertretern einer längeren Reihe von Mitgliedstaaten gescheitert“, stellte Hänsch fest. Insbesondere Deutschland hätte Angst vor einer „französisch kontaminierten Wirtschaftsregierung“ gehabt. Heute wollen man gemeinsam mit Frankreich eine solche gemeinsame Wirtschaftspolitik – „aus Angst vor einer Transferunion“.

Kerstin Griese, die dem Europaausschuss des Bundestages angehört, kritisierte die Euro-Rettungsbemühungen als „nicht ausreichend“. Sie forderte eine Vorsorge zur Verhinderung künftiger Währungskrisen und eine Finanztransaktionssteuer. „Wir müssen diejenigen beteiligen, die die Finanzkrise verursacht haben“, sagte Griese.

„Hänsch focht mit gleicher Vehemenz wie eh eine Lanze für Europa“, schrieb die Niederbergische Zeitung (RP) über die „Kerstin Griese trifft …“-Veranstaltung. „Er ging auf Fragen und Anmerkungen von Griese zu seinem Engagement als Sozialdemokrat, auf soziale Aufgaben der EU, auf Europawahlen ein. Er garnierte den Abend mit Erlebnissen, Begebenheiten und Anekdoten. Mit sichtbarer Freude erinnerte er sich an stehende Ovationen des Parlaments am letzten Tag seiner Präsidentschaft und das Lob sogar von Kanzler Kohl.“

Klaus Hänsch, Kontinent der Hoffnungen: Mein europäisches Leben, Bonn: J.H.W. Dietz Nachf. 2011, 2. Auflage, 272 Seiten  bestellen 

Süddeutsche Zeitung: Kontinent der Hoffnungen

Spannende Erzählungen in der Wülfrather Medien Welt.

Klaus Hänsch

31.3.11

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