Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

Kerstin Griese trifft … Sigmar Gabriel

Der Umweltminister kam von der Bonner UN-Naturschutzkonferenz

Sigmar Gabriel und Kerstin Griese in der Ratinger Stadthalle.

„Ein Drittel aller Tierarten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht“, berichtete Sigmar Gabriel, der direkt von der UN-Naturschutzkonferenz nach Ratingen gekommen war. Er war Gast bei „Kerstin Griese trifft …“ vor etwa einhundert Interessierten in der Stadthalle. „Sind wir jetzt in der Lage, uns den Artenschutz etwas kosten zu lassen?“ fragte der Bundesumweltminister, der sich nicht sicher ist, ob die 191 Staaten auf der Bonner UN-Konferenz sich werden einigen könne. „Ohne oberlehrerhaftes Gehabe formulierte er wie in einem Streifzug durch den gefährdeten Regenwald seine zentralen Botschaften“, schrieb die Ratinger Rheinische Post.

2004 war Gabriel das erste Mal bei „Kerstin Griese trifft …“, damals noch als niedersächsischer Oppositionsführer. Zusammen mit der Ex-Familienministerin Renate Schmidt, dem Künstler Klaus Staeck und dem Europaabgeordneten Klaus Hänsch gehört Gabriel zu den wenigen Gesprächspartnern, die bereits zweimal auf einem der beiden roten Talk-Sessel Platz nehmen durften. Der als eines der größten rhetorischen Talente der SPD geltende Niedersachse nahm die Einladung sichtlich gerne an und konnte auch komplizierte Sachverhalte mit seiner bildhaften Sprache so erläutern, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer gespannt zuhörten. Man solle sich häufiger „mehr Zeit nehmen, um über Politik zu reden“ sagte er nach einer ausführlichen Erklärung der Kohleverstromungsproblematik und des Emissionshandels. Zu sagen, „ich bin gegen Kohlekraftwerke“, brauche er nur wenige Sekunden. Um zu erläutern, wie Deutschland weniger CO2-Ausstoß und den Atomausstieg gleichzeitig hinkriege, brauche er mehr Zeit. Gabriel lobte dabei „Kerstin Griese trifft …“, wo unaufgeregt auch größere Zusammenhänge erörtert werden könnten.

Dass Sigmar Gabriel auch als Umweltminister die sozialen Fragen nicht aus dem Blick verloren hat, zeigte sein Eintreten für eine veränderte Pendlerpauschale. Er sehe nicht ein, dass Besserverdiener viel von der Steuer absetzen können, während Geringverdiener, die kaum oder keine Steuern bezahlen, leer ausgingen. „Leute in meinem Einkommen bekommen eine veredelte Pendlerpauschale, andere eine verelende Pendlerpauschale“. Stattdessen solle man die steuerliche Absetzung der Spritkosten von Geländewagen („Viagra in Chrom“)abschaffen, die zu 75 Prozent als Dienstwagen durch die Großstädte fahren.

Einig war sich Sigmar Gabriel mit Kerstin Griese in dem Bestreben, mehr für die Bildung zu tun. „Eine gute Umwelt gibt es nur, wenn du gut ausgebildete Leute hast“ so Gabriel. Die Familienausschussvorsitzende Griese betonte, wie wichtig es sei, mit guten Bildungsangeboten bereits im Vorschulbereich zu beginnen. „Deswegen investieren wir in die Kindergärten und Kinderkrippen.“

Auch die durch den Kreis Mettmann verlaufende CO-Pipeline war Thema des Polit-Talks zwischen Griese und Gabriel. Die Ratinger Abgeordnete betonte erneut ihre Ablehnung des Pipelinebaus, so wie er erfolgt ist, und wies auf die Verantwortung der Firma Bayer für den Industriestandort NRW hin. „Ein Unternehmen muss den Stand der Technik vorhalten“, sagte der Umweltminister. „Und die Aufgabe der Politik ist es, solche Problemen zu lösen.“ Dies gelte auch für scheinbar unlösbare Probleme, fügte er hinzu und sagte: „Wenn ich helfen kann – herzlich gerne.“

Norbert Kleeberg schrieb in der Rheinischen Post: „Der Abend geriet zum weiten Spagat zwischen globalen und lokalen Sorgen. Der Minister beherrscht den lockeren Ton ebenso wie die amtlich angehauchte Verbindlichkeit.“

Bundesumweltministerium
naturallianz.de

23.5.08

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