Niederberg/Ratingen | Kerstin Griese trifft …

„Kerstin Griese trifft …“

Lale Akgün fordert eine aktive Integrationspolitik

Gerade im Bereich Bildung und Erziehung müsse Neutralität gewahrt werden, also auch in der Schule, unterstricht die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün, als sie von Kerstin Griese auf das „Kopftuchurteil“ des Bundesverfassungsgerichts angesprochen wurde. „Die Religionsfreiheit beinhaltet auch eine negative Religionsfreiheit“, also das Recht auf Verzicht auf Religion. In der Türkei werde zwischen zwei Arten des Kopftuches unterschieden, dem Kopftuch als modischem und als politischem Element, dafür gebt es auch zwei Begriffe in der türkischen Sprache, so die in Istanbul geborene Akgün. Sie hatte vor ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag das „Landeszentrum für Zuwanderung“ in Solingen geleitet. Die promovierte Sozialwissenschaftlerin und Psychotherapeutin, Gast bei „Kerstin Griese trifft …“ in Velbert, ist eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Migrations- und Integrationspolitik.

„Das Erlernen der deutschen Sprache ist elementar für eine Integration“, sagte Lale Akgün. Sie schlug vor, das Erlernen der Sprache mit Anreizen zu versehen, um die Motivation zu erhöhen. Sie benutze im übrigen den Begriff „Familiensprache“, nicht Muttersprache, da viele Immigranten zwei Muttersprachen haben. Der in Deutschland bestehende Umstand, dass der gesamte Lebenslauf von der sozialen Herkunft bestimmt werde, müsse durchbrochen werden. Auf die Frage, warum es in über 40 Jahren nicht gelungen ist, eine bessere Integration zu erreichen, meinte Akgün, dass es immer versäumt worden sei, eine aktive Integration zu betreiben. Integration sei kein Verrat an der alten Heimat.

Der Velberter Dezernent Stefan Freitag fragte Akgün, wie man mit den sozialen Verwerfungen in bestimmten Stadtteilen umgehen müsse. Die Kölner Abgeordnete antwortete, dass man dort Perspektiven und Lebensqualität schaffen müsse, damit die Menschen, denen es besser gehe, nicht wegziehen.

Kerstin Griese sprach auch das Thema Einwanderungsgesetz an, welches vom Bundesverfassungsgericht aus formalen Gründen gestoppt wurde. Alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen hätten das Einwanderungsgesetz unterstützt, Kirche, die Wirtschaft, die Gewerkschaften, unterstrich Griese. Akgün ging davon aus, dass ein tragfähiger Kompromiss im Vermittlungsausschuss heraus kommt. Das das Thema von der Union wider besseres Wissen immer wieder als Wahlkampfmittel eingesetzt wird, bezeichnete die als „Politik, die mit dem Feuer spielt“.

Lale Akgün
Spiegel online: Kopftuchurteil – „Ein ,Ja‘ wäre ein Dammbruch gewesen"
Emma: Lale Akgün über das Kopftuch
Landeszentrum für Zuwanderung NRW

28.9.03

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