Berlin | Kirche

Evangelische und katholische Kirche für Toleranz

Netzwerk Berlin diskutiert den Karikaturenstreit mit den beiden Prälaten

Ein Bericht von Nina Cvetec

Diskussion im Reichstag: Prälat Stephan Reimers, Netzwerkerin Kerstin Griese und Prälat Karl Jüsten.

Prälat Karl Jüsten, Vertreter der katholischen Bischofskonferenz in Berlin, und Prälat Stephan Reimers, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesregierung, waren Gäste beim Treffen des Netzwerks Berlin. Die Diskussion „Meinungsfreiheit – religiöse Toleranz – wer darf was?“ wurde von Kerstin Griese, Netzwerkerin und SPD-Kirchenbeauftragte, eingeleitet und moderiert. Den aktuellen Anlass zum Thema gaben die Ereignisse und Debatten um den „Karikaturenstreit“, der durch die in einer dänischen Tageszeitung veröffentlichten, Karikaturen des Propheten Mohammed hervorgerufen wurden.

Auf dem Treffen der Netzwerker, welches in Sitzungswochen des Bundestages regelmäßig am Donnerstag zu verschiedenen Themen stattfindet, beurteilten die Prälaten den öffentlichen Streit aus Sicht der Kirchen und diskutierten anschließend mit dem gemischten Publikum. Der Vertreter der evangelische Kirche, Stephan Reimers, sprach sich ausdrücklich für einen gemeinsamen „Kampf um Kultur“ und gegen den „Kampf der Kulturen“ aus, von dem zurzeit viel in der Öffentlichkeit gesprochen wird.

„Es gibt keine Alternative zum Dialog mit dem Islam“, betonte der Prälat und war sich darin mit seinem katholischen Kollegen Karl Jüsten einig. Dieser stellte klar, dass zur grundlegenden Menschenwürde die gegenseitige Achtung aller religiösen Bekenntnisse gehört. Das Wissen über den jeweils anderen Glauben und die Kultur, seien dabei ein sehr wichtiger Faktor. Allerdings müsse jeder Gläubige auch damit rechnen, aufgrund seiner Religion kritisiert zu werden. Jüsten plädierte für einen souveränen Umgang mit solcher Kritik, Spott und Satiren und zitierte den Vorsitzenden der evangelischen Kirche, Bischof Huber: „Der liebe Gott ist so souverän, dass er, wenn über ihn gelästert wird, nicht zum Bundesverfassungsgericht geht.“ Die Politisierung von Religion und den damit verbundenen Aufruf zur Gewalt lehnten sowohl der Vertreter der evangelischen als auch der katholischen Kirche entschieden ab: „Religion soll eine friedensstiftende Funktion haben.“

Netzwerk Berlin

10.3.06

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