Niederberg/Ratingen

Familienatlas: NRW schneidet schlecht ab

Prognos-Studie beurteilt den Kreis Mettmann zu pauschal

Familienatlas 2007

Der Familienatlas 2007 beurteile den Kreis Mettmann zu pauschal, stellt die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese fest. Die Prognos AG hat in einer Studie den Kreis als „passive Region“ in Sachen Familienfreundlichkeit eingestuft. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies nicht in allen Städten so ist. Einige der Städte im Kreis sind vorbildlich.“ Da das schweizerische Wirtschaftsforschungsinstitut im Kreisgebiet nicht nach Städten differenziert, sei es schwierig, die Ergebnisse einzuordnen und Schlüsse daraus zu ziehen, sagt die Familienausschussvorsitzende.

„,Passive Region‘ bedeutet, dass Investitionen in Familienfreundlichkeit nur geringe Priorität haben“, erläutert Griese die Kritierien des in Zusammenarbeit mit dem Familienministerium und der Zeit erstellten Atlasses. „Die Prognos-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Städte des Kreises Mettmann ihr Potenzial nicht ausreichend nutzen. Besonders dringend müssten Kinderbetreuung und Bildungs- und Ausbildungsangebote verbessert werden.“ Einige der Städte im Kreis Mettmann verständen Investitionen im Bereich Kinder und Familie bereits jetzt als wichtige Zukunftsinvestitionen, lobt Griese. „Sie bauen die Kinderbetreuung kontinuierlich aus und setzen sich in lokalen Bündnissen für attraktive Lebensbedingungen für Familien ein.“

Trotzdem gäbe es noch ein großes Potenzial, räumt Griese ein. Familienfreundlichkeit sei ein Standortfaktor, der darüber entscheidet, ob junge Leute in der Stadt bleiben oder junge Familien in die Stadt ziehen. „In Nordrhein-Westfalen muss insgesamt noch mehr getan werden. Die Tatsache, dass vor allem westdeutsche Städte und Landkreise zu den Verlierern in Sachen Familienfreundlichkeit seit dem ersten Familienatlas 2005 zählen, sollte der NRW-Landesregierung zu denken geben.“ Griese fordert NRW-Familienminister Laschet auf, die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel anzunehmen und die Gelder an die Kommunen weiterzugeben. „NRW erhält bis 2013 insgesamt 480 Millionen Euro zum Ausbau der Kinderbetreuung vom Bund.“ Damit solle der von der SPD geforderte Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag umgesetzt werden.

NRW landet im Familienatlas bei den familienpolitischen Handlungsfeldern fast durchgängig im unteren Drittel. Nur Münster, Düsseldorf, Bonn und Lippe schneiden besser ab.

Der Kreis Mettmann bekommt bei den Handlungsfeldern „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ und „Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche“ das Prädikat „durchschnittlich“, in Fragen der „Wohnsituation und -umfeld“ sowie der „Bildung und Ausbildung“ heißt es „unterdurchschnittlich“. Die Ergebnisse sind mit dem Familienatlas 2005 sind nicht direkt vergleichbar, weil Prognos den Atlas grundlegend konzeptionell überarbeitet hat. Damals galt der Kreis Mettmann als „unauffällig“, bei der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ gab es 2005 sogar die Note „besonders negativ“.

Der Familienatlas hat den Kreis Mettmann nur bei den demografischen Rahmenbedingungen mit dem Prädikat „überdurchschnittlich“ bewertet. Dabei wurden die Fort- und Zuzüge von Familien und die Geburtenhäufigkeit als Indikatoren herangezogen.

Familienatlas 2007: interaktive Karte
Bundesfamilienministerium: Familienatlas
FTD: Der Osten ist für Familien top
WAZ: NRW bietet Familien besonders wenig
Die Zeit: Wo ist es am besten?

4.10.07

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