Niederberg/Ratingen |
Direktmandat gewonnen
Kerstin Griese: „Die Menschen wollten Merkel nicht als Bundeskanzlerin“
In Ratingen wird elektronisch gewählt: Kerstin Griese gibt ihre Stimme ab.
Kerstin Griese hat ihren Wahlkreis wieder geholt. Obwohl die Prognosen, so der Informationsdienst election.de, für Niederberg/Ratingen einen CDU-Sieg voraussagten, erkämpfte die Familienausschussvorsitzende einen 1,7-Punkte-Vorsprung. 43,5 Prozent entfielen auf Griese, 41,7 Prozent auf Vielhaus.
In Ratingen, wo nicht mit Stimmzetteln , sondern elektronisch gewählt
wird, war das Ergebnis schnell da. Hier hatte Kerstin Griese gegen das langjährige
CDU-Ratsmitglied Ewald Vielhaus keine Chance. Sie lag damit schon kurz nach
der Schließung der Wahllokale mit 6,1 Prozentpunkten zurück – in
der größten Stadt ihres Wahlkreises. Jetzt musste sie in insbesondere
in Velbert, wo fast ebenso viele Wählerinnen und Wähler wie in Ratingen
leben, aufholen. Und die ersten ausgezählten Velberter Wahllokale machten
Mut: sie meldeten einen zweistelligen Vorsprung für die SPD-Politikerin.
Kerstin Griese, die zunächst im Ratinger Rathaus und anschließend
bei den Genossinnen und Genossen im Ratsstübchen war, erfuhr die Velberter
Zwischenstände auf dem Weg ins Kreishaus. Dort war ebenfalls eine Wahlpräsentation
vorgesehen Telefonische Meldungen aus Velbert machten Mut: 10,8 Prozentpunkte
Vorsprung lautete das sensationelle Ergebnis aus der Schloss- und Beschlägestadt.
Damit war klar, dass Kerstin Griese den Wahlkreis wieder direkt holen wird.
Gegenüber der Kreispresse konnte sich die Abgeordnete nicht nur ihr eigenes
Abschneiden freuen, sondern auch über das bundesweite Sensationsergebnis. „Wir
haben in wenigen Wochen zehn Prozentpunkte aufgeholt. Die Menschen wollten
eben Angela Merkel nicht als Bundeskanzlerin haben“, stellte sie fest
und kündigte an, Gerhard Schröder wieder zum Bundeskanzler wählen
zu wollen. Sie könne sich am besten eine Ampel oder zur Not auch eine
Große Koalition vorstellen. Eine Koalition oder Tolerierung durch die
PDS schloss Griese kategorisch aus.
Kerstin Griese bezeichnete ihren Wahlerfolg auch als Bestätigung dafür, dass sie ihren Stil eines freundlichen und ehrlichen Umgangs treu geblieben ist. Vielhaus und seine Mitarbeiterin Helga Lethen hatten Griese vorgeworfen, dass sie „unheilige Allianz zwischen geschönten Umfrage-Werten und einer beispiellosen Lügenkampagne“ bewusst inszeniere.
Später am Abend rief Ewald Vielhaus an und gratulierte Kerstin Griese zur Wahl. „Seine Entschuldigung habe ich angenommen“, erklärte Griese.
Das endgültige Ergebnis stand fest, nachdem Heiligenhaus 1,4 Prozentpunkte Vorsprung für Griese ermittelt hatten, und Wülfrath 2,7 Punkte Vorsprung bei den Erststimmen meldeten. In Wülfrath hatte die SPD-Abgeordnete mit dem Alt-Kommunisten Klaus H. Jann einen zweiten starken Gegner. Der bekannte Kommunalpolitiker Jann holte glatte 10 Prozent für die PDS.
Wahlkreisweit bekam die PDS 4,7 Prozent der Erststimmen, was wohl in erster Linie der SPD schadete, genauso wie der befremdliche Wahlkampf des grünen Kandidaten Alfons Kuhles. Er machte gegen die Empfehlung seines Spitzenkandidaten Joschka Fischer einen dezidierten Erststimmenwahlkampf auch gegen die SPD-Kandidatin. Mit 3,9 Prozent schnitt er am Ende jedoch schlechter ab, als sein grüner Vorgänger vor drei Jahren.
Als Kerstin Griese gegen 20:30 Uhr bei der Wahlparty im Velberter Willy-Brandt-Zentrum ankam, war der Jubel groß. Mit Mühe konnte sie sich in den Saal durchkämpfen, wo die Leinwände und das Mikrofon aufgebaut waren. Der Velberter SPD-Chef Hinnerk Tegtmeier empfing die Siegerin mit Glückwünschen. Kerstin Griese dankte ihrem Team und den vielen ehrenamtlichen Helfern für die unermüdliche Arbeit in den letzten Wochen. Immer wieder von Beifall und Standing Ovations unterbrochen, sagte sie, dass die SPD einen wichtigen Sieg errungen habe. „Bereits zum dritten Mal hintereinander gibt es in diesem Land keine Mehrheit für Union und FDP.“
Erststimmen Niederberg/Ratingen
Zweitstimmen Niederberg/Ratingen
19.9.05