Niederberg/Ratingen

Gute Seiten – schlechte Seiten

Bundestagsanhörung zum Jugendmedienschutz

Die Jusos diskutieren über den Jugendschutz im Internet

Etwa 50 Leute sind auf Einladung von Kerstin Griese und den Jusos in das Kulturzentrum ZAKK gekommen, um über den Jugendschutz im Internet zu diskutieren. Griese, die in der SPD-Fraktion für den Jugendschutz zuständig ist, zeigte sich sehr erfreut über die große Teilnahme vieler junger Leute an der Diskussion, denn sie wolle sich den Rat derjeniger holen, „die viel mit dem Internet arbeiten“.

Claudia Nell-Paul, Vorsitzende des Landtags-Medienausschusses, machte deutlich, dass der Jugendschutz einem Wertewandel unterläge. „Viele Krimis, die heute gezeigt werden, galten früher als gewaltverherrlichend.“ Doch nicht nur inhaltlich müsste das Jugendschutzgesetz überarbeitet, sondern auch an die technische Entwicklung angepasst werden. Künftig werde man Fernsehangebote auch via Internet empfangen oder sich gar auf dem Handy angucken können.

Die Europaexpertin Petra Kammerevert berichtete, dass sich auch Brüssel schwer damit tue, den Jugendschutz durchzusetzen. Denn die Computer, auf denen illegale Internetinhalte lägen, befänden sich oft außerhalb der EU, insbesondere in den USA, in Russland oder in Asien. In den USA würden beispielsweise rechtsextremistische Inhalte toleriert, denn dort gilt die Meinungsfreiheit mehr als der Jugendschutz. Kammerevert setzt auf verstärkte weltweite Kooperation, um wenigstens die Kinderpornografie zu bekämpfen.

Tanja Schepers von der Jungen Presse möchte die „Medienkompetenz und Medienskepsis“ bei Kindern und Jugendlichen fördern. „Kinder müssen selbst erfahren, wie Medien gemacht werden. Damit sie sehen, wie leicht in ihnen gelogen werden kann.“ Leider würde die Zahl der Schülerzeitungen ständig zurückgehen. Schepers fordert mehr schulische Projekte, in denen eine Schülerzeitung oder eine Homepage erstellt wird. Lobend verwies sie auf die lokalen Zeitungen, die Schülerzeitungsprojekte oftmals förderten.

In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass ein effektiver Jugendschutz im Internet kaum möglich sei. „Die Kinder können mit dem Computer meist besser umgehen als ihre Eltern“, meinte ein Teilnehmer, der davon ausging, dass selbst Kinder schon ausreichend Wissen besäßen, technische Sperren und Filter auszuhebeln. Kerstin Griese stimmte dem zwar zu, war jedoch der Meinung, dass man die Anbieterfirmen nicht aus der Verantwortung entlassen dürfte. Filter sollten ihrer Meinung nach weniger auf den Heimrechnern installiert werden, sondern bei den großen Providern. Die sollten verpflichtet werden, endlich eine intelligente deutschsprachige Jugendschutzsoftware zu entwickeln.

Kerstin Griese wandte sich nachdrücklich dagegen, das Internet als rechtsfreien Raum zu sehen. Was strafrechtlich relevant sei, könne keinesfalls hingenommen werden. Schwierig sei der Jugendschutz, der über das Strafrecht hinausgehe. Da setze auch sie in erster Linie auf mehr Medienkompetenz, „Kinder und Jugendliche müssen lernen, verantwortlich mit dem Internet umzugehen.“

1.7.01

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