Berlin

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Kerstin Griese im Interview mit dem vorwärts

Du plädierst für verbindliche kinderärztliche Vorsorgeuntersuchungen. Warum?

Kerstin Griese: Sie können helfen, die Zahl extremer Fälle von Kindesverwahrlosung zu reduzieren. Ganz besonders geht es mir um die gesundheitlichen Chancen für die sozial schwächsten Kinder. Sie sind am häufigsten von Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel betroffen. Jedes Kind hat ein Recht auf optimale Förderung und Gesundheitsvorsorge.

Wie viele Kinder nehmen nicht an den Untersuchungen teil?

Kerstin Griese: Etwa 15 Prozent, in manchen Stadtteilen 50 Prozent. Gründe dafür sind meistens Vergesslichkeit oder Gleichgültigkeit.

Wie soll Verbindlichkeit erreicht werden?

Kerstin Griese: Bisher sind die Untersuchungen freiwillig. Für manche Eltern ist das jedoch missverständlich. Deswegen bin ich für ein obligatorisches System, damit auch Vergesslichkeit kein Grund mehr ist. Finanzielle Strafen lehne ich strikt ab – denn so wird dem betroffenen Kind überhaupt nicht geholfen. Stattdessen brauchen die Familien gezielte Unterstützung.

Gibt es Vorbilder in anderen Ländern?

Kerstin Griese: In einigen Ländern gibt es verpflichtende Untersuchungen. Vorbildlich finde ich das finnische „Neuvola“-System, das die jungen Eltern umfassend begleitet und ein positives Anreizsystem kennt.

Interview: Susanne Dohrn

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Kinder sind keine Privatsache

2.7.07

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