Berlin

Vorsorgeuntersuchungen sind ein Baustein für den Schutz der Kinder

Kindesvernachlässigung verhindern

Tagesschau: Kinderschutz-Debatte
n-tv: Ruf nach Vorsorgeuntersuchungspflicht
dpa: Gedenkgottesdienst

Spiegel online: Vernachlässigte Kinder
Berliner Zeitung: Entsetzen

Kerstin Griese plädiert in der Berliner Zeitung dafür, die kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen zur Pflicht zu machen. „Notwendig ist eine bundesweit einheitliche gesetzliche Regelung.“ Die SPD-Politikerin warnt vor dem Glauben, dass allein mit Früherkennungsuntersuchungen alle Fälle von extremer Kindesvernachlässigung verhindert werden können. „Aber es ist ein Baustein für den Schutz der Kinder.“ In der Tagesschau erneuerte Griese ihre Forderung: „Damit wirklich auch jemand nachhält, ob alle Kinder bei diesen Vorsorgeuntersuchungen waren“ sei sie für ein obligatorisches System.

Kerstin Griese zeigt sich sehr verwundert, dass Ursula von der Leyen (CDU) bei den Vorsorgeuntersuchungen so „zögerlich“ agiere. „Das CDU-Argument, obligatorische Früherkennungsuntersuchungen seien bürokratisch, kann ich nicht nachvollziehen.“ Griese weist auch die Behauptung zurück, dass die Untersuchungen verfassungswidrig seien. „Es kann nicht sein, dass vermeintliche Elternrechte mehr gelten als das Grundrecht eines Kindes auf eine optimale Gesundheitsversorgung.“

Hingegen lobt Kerstin Griese das neue Gesetz der schleswig-holsteinischen Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD). „Sie führt jetzt ein kontrollierendes Einlade- und Meldungswesen ein. Das ist vorbildlich.“

Das Vorhaben der Bundesfamilienministerin, die Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitswesen und der Jugendhilfe zu verbessern, hält Griese für notwendig, aber für nicht ausreichend. „Es ist zu wenig, jetzt in einzelnen Bundesländern weitere Modellversuche zu starten. Wir brauchen ein System, das hundert Prozent der Kinder erreicht.“

Griese weist darauf hin, dass auch die „Us“ genannten Untersuchungen kein Allheilmittel sind. Sie forderte eine „aufsuchende Hilfe direkt nach der Geburt für alle Familien und eine bessere Ausstattung der Jugendämter“.

Etwa 15 Prozent aller Kinder werden nicht zu den Us gebracht, „in manchen Stadtteilen sind es sogar 50 Prozent.“ Grund dafür sei jedoch nicht, dass die Eltern einen Arztbesuch prinzipiell ablehnten. „Für manche ist der Begriff der ,Freiwilligkeit‘ missverständlich, solange ein Kind nicht richtig krank ist“, stellt Kerstin Griese fest. Hinzu kämen Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit. Finanzielle Strafen lehnt Kerstin Griese strikt ab. „Denn so wird dem betroffenen Kind überhaupt nicht geholfen. Stattdessen brauchen die Familien gezielte Unterstützung.“

Für die Familienausschussvorsitzende des Bundestags sind obligatorische Vorsorgeuntersuchungen eine Frage der Gerechtigkeit. „Kinder in sozial benachteiligten Stadtteilen leiden nicht nur unter materieller Armut und mangelnden Bildungsanreizen, sondern zunehmend auch unter einem deutlich schlechteren Gesundheitszustand. Sie sind am häufigsten von Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel betroffen.“ Jedes Kind habe ein Recht auf optimale Förderung und Gesundheitsvorsorge. „Dazu gehört auch das Angebot von gesunden Mahlzeiten in Kitas und Schulen.“

Kerstin Griese / Harald Schrapers: Kinder sind keine Privatsache. In Deutschland nehmen 15 Prozent aller Kinder nicht an Vorsorgeuntersuchungen teil (aus der Berliner Republik)

23.11.07

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