Berlin | Kirche

EKD-Synode berät über die Finanzmarktkrise

„Der Markt kann keine soziale Gerechtigkeit schaffen“

Kerstin Griese, Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

7. Tagung der 10. Synode der EKD

Kerstin Griese hat auf der EKD-Synode in Bremen deutliche Kritik am „Marktradikalismus“ der vergangenen Jahre geübt. „Die Finanzmarktkrise ist eine Krise, die sehr viele Ängste ausgelöst hat uns vor grundsätzliche Fragen stellt“, forderte die Synodale eine Wertedebatte. „Wir brauchen dabei die Kirche, damit sie den Bankern und Politikern die Leviten liest.“

Der Markt könne keinen Regeln setzen, sagte Griese in ihrer Rede. „Der Markt kann keine soziale Gerechtigkeit schaffen. Das muss der Staat tun. Vieles, vor dem wir immer gewarnt haben, ist jetzt eingetreten.“

Nachdrücklich forderte die SPD-Bundestagsabgeordnete mehr Transparenz und eine Begrenzung der Managergehälter. „Höhere Gehälter haben nicht das Verantwortungsbewusstsein gesteigert, sondern die Gier.“ Die Banker hätten mit einer „nicht nachvollziehbaren Dreistigkeit“ staatliche Hilfen eingefordert und gleichzeitig jede Verantwortung für die Auswirkungen der Finanzmarktkrise von sich gewiesen, beschrieb Griese das Managerverhalten gegenüber den Bundestagsgremien. Staatliche Hilfe dürfe es nicht zum Nulltarif geben. Es müsse über Verantwortung gesprochen werden, und „diejenigen, die uns diese Krise eingebrockt haben, müssen sich daran beteiligen“. Es dürfe nicht das Prinzip „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ gelten.

Entscheidend sei es, nach dem Rettungsschirm für den Finanzmarkt auch einen Schutzschirm für den Arbeitsmarkt zu spannen, betonte Griese, die ihre Forderung nach einem einheitlichen Mindestlohn wiederholte. „Nur das ist sozial gerecht“, sprach sie sich für eine entsprechende Ergänzung der EKD-Unternehmensdenkschrift aus.

Kerstin Griese schlug vor, dass die Synode eine aktuelle Resolution zur Finanzmarktkrise beschließt. Die Kirche müsse sich äußeren, damit künftig „grundsätzliche Regeln für die Finanzmärkte und ethische Maßstäbe wirtschaftlichen Handelns zur Leitlinie“ werden.

4.11.08

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