Berlin

EU und Türkei: „Auf gutem Wege“

Kerstin Griese im Interview mit der Rheinischen Post

Peter Hardt, Ratinger RP-Redaktionsleiter, stellte der Abgeordneten Kerstin Griese einige Fragen zu den Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei.

Sind Sie für eine Volksbefragung in Deutschland zum EU-Beitritt der Türkei?

Kerstin Griese: Ich bin grundsätzlich für häufigere Volksbefragungen, vor allem auch auf kommunaler Ebene. Meinungsbildung sollte sich öfter von unten nach oben aufbauen können, aber nicht extra alleine für die Türkeifrage.

Was für Meinungen zum Türkei-Beitritt werden an Sie heran getragen?

Kerstin Griese: Ich werde häufig von deutschen Staatsangehörigen türkischer Herkunft angesprochen. Die finden gut, was Schröder in der Türkei-Frage macht.

Welcher Ansicht sind Sie persönlich?

Kerstin Griese: Vieles muss noch diskutiert werden, beispielsweise Frauenrechte und Menschenrechtsfragen. Man muss aber auch bedenken, dass die Türkei ein säkularer Staat ist. Das Kopftuchtragen ist dort in Schulen verboten. Große Fortschritte sind bereits gemacht. Diese verdanken wir den Verhandlungen. So wurde die Todesstrafe abgeschafft.

Glauben Sie, dass die Verhandlungen tatsächlich ergebnisoffen geführt werden können, oder werden sie zwangsläufig in eine Mitgliedschaft münden?

Kerstin Griese: Die Verhandlungen haben ein Ziel. Ergebnisoffen sind nur einzelne Schritte. Aber es handelt es sich nicht um ein Verhandeln im üblichen Sinne. Vielmehr ist es ein Abklären, wie weit sich die Türkei europäischen Grundsätzen nähert. Die Türkei muss reif sein für Europa.

Würde eine Türkei-Mitgliedschaft in Ihren Augen das Ende der Bemühungen um eine politische Einigung Europas bedeuten?

Kerstin Griese: Das glaube ich nicht. Jedoch würde eine Türkei-Mitgliedschaft die europäische Union sicherlich verändern.

Wie sehen Sie unser Verhältnis zu den islamischen Gemeinden in Deutschland?

Kerstin Griese: Es geht langfristig nicht an, dass den islamischen Glaubensgemeinschaften in Deutschland die Imame vom türkischen Ministerium für Religion geschickt werden, die häufig kein Deutsch sprechen. Um die Ausbildung der hier tätigen islamischen Geistlichen sollten sich deutsche Universitäten kümmern, ebenso um einen islamischen Religionsunterricht an den Schulen. Wir wünschen uns einen aufgeklärten Islam.

Waren Sie schon mal in der Türkei?

Kerstin Griese: Nein, aber ich möchte gerne im nächsten Jahr meinen Urlaub dort verbringen.

28.12.04

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