Berlin

Rente ab 67

Kerstin Griese beantwortet die Fragen der Rheinischen Post Ratingen

Frau Griese, was bedeutet das genau, und welche Auswirkungen hat das auf Familien und Gesellschaft?

Griese: Die Frage, ob wir mit 65 oder 67 in Rente gehen werden, betrifft meine Generation, die der heute 30- bis 50-Jährigen. Unsere Lebenserwartung ist erheblich höher als die vorangegangener Generationen. Und gleichzeitig haben wir weniger Kinder, die unsere künftigen Renten bezahlen könnten. Die momentane Diskussion dreht sich allein darum, ob die heute 36-Jährigen sich auf eine zwei Jahre längere Lebensarbeitszeit einstellen müssen, oder ob bereits die 43-Jährigen davon betroffen sei werden. Ich bin da für eine ehrliche Antwort, die die Realität nicht verschleiert.

Gibt es keine anderen Möglichkeiten, die Rentenkassen zu füllen?

Griese: Ich bin dagegen, die Renten allein auf Kosten der nachfolgenden Generationen zu finanzieren. Alle müssen einen Beitrag leisten. Mit der Riester-Rente bauen wir die private Vorsorge für die heute arbeitende Generation aus. Aber das reicht noch nicht, um bei zurückgehender Zahl junger Arbeitnehmer die steigende Zahl von Ruheständlern zu finanzieren.

Wenn im Arbeitsvertrag ein Rentenalter von 65 Jahren festgelegt ist, was passiert dann mit dem Arbeitnehmer, wenn er mit 65 Jahren entlassen wird? Muss der sich dann arbeitslos melden?

Griese: Solch eine Regelung kann nicht auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgetragen werden. Da gilt der Vertrauensschutz.

Wie viele Arbeitnehmer betrifft das?

Griese: Alle Leute, die ab 2012 in Rente gehen. Sie werden voraussichtlich einen Monat länger arbeiten. Für alle, die Jahrgang 1946 und älter sind, ändert sich nichts. Wer 45 Jahre gearbeitet hat, soll auch künftig mit 65 Jahren in Rente gehen können.

Wie werden Sie abstimmen?

Griese: Es gibt noch nicht mal einen Gesetzentwurf. Wenn er vorliegt, werde ich dafür sorgen, dass er im parlamentarischen Verfahren intensiv geprüft und überarbeitet wird. Als Vorsitzende des Ausschusses, der sowohl für die Jugend als auch die Senioren zuständig ist, werde ich auf einen solidarischen Ausgleich zwischen den Generationen und auf Sicherheit für die jetzigen Rentnerinnen und Rentner achten.

Die Fragen stellte Melanie Meyer.

Süddeutsche Zeitung: Die erste Reform

2.2.05

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