Niederländische Demografiestudie prophezeit Vollbeschäftigung

Entscheidend ist die Qualität des Bildungssystems

Spiegel online: Demografie-Studie

Eine neue Bildungsexpansion, die im vorschulischen Bereich ansetzt, fordert die Familienausschussvorsitzende Kerstin Griese. „Denn der Geburtenrückgang allein wird bei uns nicht zur Vollbeschäftigung führen“, kommentiert sie die Voraussage einer niederländischen Demografiestudie. „Entscheidend ist die Qualität unseres Bildungssystems, und nicht die Zahl der Geburten.“

Gut ausgebildete junge Menschen werden zwar in der Zukunft erheblich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, ist sich die Ratinger Bundestagsabgeordnete sicher. Doch leider hätten zu viele Jugendliche keine ausreichende Ausbildung. „Allein die Zahl der Schulabgänger ohne jeglichen Abschluss ist erschreckend. Deren Möglichkeiten, eine Arbeit zu finden, werden eher noch zurückgehen, weil die Anforderungen wachsen.“

Die Bildungsexpansionen der Vergangenheit hätten das Bildungssystem „nach oben“ geöffnet. „Gesamtschulen wurden geschaffen, Gymnasien auch für Arbeiterkinder geöffnet“, stellt Kerstin Griese fest. „Doch es reicht nicht, in der zweiten Hälfte der Schullaufbahn anzusetzen. Dann ist es für viele Kinder zu spät.“ Griese fordert eine neue und wirklich grundlegende Bildungsexpansion, die im vorschulischen Bereich ansetzt. „Nicht nur Kinder aus Einwandererfamilien kommen immer häufiger ohne ausreichende Sprachkenntnisse in die Schule. Das darf nicht sein.“

Die SPD-Familienpolitikerin sieht Deutschland auf dem richtigen Weg. „Wir investieren bereits erheblich in die Kitas. Dabei geht es uns nicht nur um einen quantitativen Ausbau, sondern insbesondere um eine Eingliederung der Kindergärten ins Bildungssystem.“

Kerstin Griese verlangt, dass mehr für die Weiterbildung der Erzieherinnen getan wird. „In den Niederlanden kommen die meisten Kinder bereits mit vier Jahren in die Vorschule und werden dort auch von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Das ist das Alter, in dem die wesentlichen Grundlagen gelegt werden.“ Zudem sei es eine Tatsache, dass immer mehr Kinder in bildungsfernen Schichten geboren werden. „Deshalb sind Ganztagsangebote dringend erforderlich, weil diesen Kindern im Elternhaus die notwendigen Anregungen nicht in ausreichendem Maße gegeben werden können.“

Deutschland solle mehr von seinen Nachbarländern lernen, meint auch Griese. „Doch uns helfen nicht die niederländischen Demografiestudien. Sondern wir sollten einen Blick aufs holländische Bildungssystem werfen. Das schneidet in den internationalen Grundschulvergleichen deutlich besser ab als wir.“

31.3.06

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