Berlin | Netzwerk Berlin

„Enkellose Alte“

Diskussion auf der Netzwerk-Jahrestagung

Paul Nolte, Kerstin Griese und Andreas Kruse.

Eine außergewöhnlich spannende Diskussion entspann sich auf der Jahrestagung des Netzwerks Berlin zwischen Andreas Kruse und Paul Nolte. Kruse, Professor für Gerontologie an der der Universität Heidelberg, setzte sich mit großem Nachdruck dafür ein, die ältere Generation ernster zu nehmen. Es werde zu viel über Pflegebedürftigkeit diskutiert und zu wenig über die Potenziale im Alter. Insbesondere wegen der ungemein zunehmenden Lebenserwartung werden die Alten länger produktiv sein.

„Großeltern werden über Beschäftigungslosigkeit nicht klagen“, antwortete Paul Nolte. Der Historiker an der International University Bremen fragte dagegen, was wir mit den enkellosen Alten machen werden. Er sieht darin eine wesentliche Herausforderung für die Generation der heutigen Kinderlosen. „Was bedeutet das für die Verteilungsgerechtigkeit?“

Die Familienausschussvorsitzende Kerstin Griese, die das Gespräch moderierte, stellte fest: „Das Private ist politisch.“ Über die Frage von Familie und Kinder habe der Bundeskanzler in seiner „Agenda 2010“-Regierungserklärung auf 1 ½ Seiten geredet. Dadurch sei ein völlig neuer Stellenwert dieser früher als allein privat verstandenen Frage deutlich geworden.

„Wir haben ein höheres Maß an sozialer Sicherheit für die Alten, mehr als für Kinder“, so Andreas Kruse. Erschreckend sei, dass insbesondere in der Wirtschaft „Stereotype des Alters“ vorherrschen: „Der 50-Jährige kostet uns und leistet nichts.“ Das Alter müsse aus dem „Belastungsdiskurs“ rausgenommen werden.

Auch die anderen Debatten auf der Netzwerk-Jahrestagung, die in der Berliner Friedrich-Ebert-Stiftung stattfand, fanden sehr großen Anklang. Neben Gesine Schwan und dem finnischen Parlamentspräsidenten Paavo Lipponen nahmen Wissenschaftler, JournalistInnen, Gewerkschafter und SPD-PolitikerInnen teil. „Arbeit – Familie – Heimat“ waren die drei wichtigen Themenbereiche, die als Schwerpunkte gesetzt wurden.

Sammelband „Die neue SPD“
Programmimpuls „Menschen stärken – Wege öffnen“

Netzwerk Berlin

22.6.04

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