Berlin

„Mütter sind erstklassige Manager“

Kerstin Griese zum Frauentag – Interview in der Leipziger Volkszeitung

Noch sind Frauen benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt und verdienen weniger. Wie sehen Sie den Stand der Gleichberechtigung?

Kerstin Griese: Viel ist erreicht, aber viel ist auch noch zu tun. Als Frau der jüngeren Generation, mit 38 Jahren, bin ich in dem Bewusstsein der Gleichberechtigung aufgewachsen. Mädchen haben die besseren Schulabschlüsse. Mehr Frauen als Männer machen das Abitur und beginnen ein Studium. Die Diskriminierung beginnt häufig dann, wenn es um die höheren Etagen geht: beim Promovieren, bei Professorenstellen und in den Chefzimmern generell. In den Vorständen der großen deutschen Unternehmen gibt es nur ein Prozent Frauen.

Sind die Frauen zu zaghaft, oder halten die Männer Ihre Reihen geschlossen?

Kerstin Griese: Die Frauen sind auf jeden Fall klug genug für die Positionen. Aber ihnen wird oft einseitig die Verantwortung für die Kinder aufgebürdet. Wir sind leider noch nicht soweit, dass sich Frauen und Männer gleichermaßen für die Familie verantwortlich fühlen. Hinzu kommt, dass wir in Westdeutschland zu wenig Betreuungsmöglichkeit haben. Das ist der Grund dafür, dass viele Akademikerinnen – und auch Akademiker – kinderlos bleiben. Deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung Initiativen für eine bessere Kinderbetreuung auf den Weg gebracht hat.

Wo sehen Sie denn Fortschritte bei der Gleichberechtigung?

Kerstin Griese: Der Anteil der Frauen unter den Studierenden und auch unter den Politikern ist gewachsen. Auch die deutsche Wirtschaft erkennt immer mehr, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Gewinnfaktor für dsie ist. Frauen, die eine Familie managen, bringen hervorragende Qualifikationen für die Berufstätigkeit mit. Diese Erfahrung kann auch Männern für das Berufsleben nicht schaden.

Was raten sie Frauen, die mehr wollen?

Kerstin Griese: Selbstbewusst auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen, sich zu Netzwerken zusammenzufinden und kraftvolle Forderungen an die Politik richten.

frauenmachenkarriere.de

Leipziger Volkszeitung

8.3.05

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