Berlin

„Jeder Tag mit kleinen Highlights bestückt“

Katrin Menke berichtet von fünf Wochen Praktikum im Büro von Kerstin Griese:

Seit meinem Studium der Politikwissenschaften, Soziologie und Medienwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf konnte ich mich bereits im Hörsaal davon überzeugen, dass Politik alles andere als langweilig sein kann. Aber zu der ganzen Theorie wollte ich auch mal etwas Praxis erfahren: Politiker? Was machen die überhaupt? So wirklich konnten die Professoren in der Uni das auch nicht vermitteln.

Also beschloss ich, in meinen Semesterferien das Politikerleben und Politik zu erleben, hautnah mitzumachen und ergatterte ein Praktikum im Bundestagsbüro von Kerstin Griese.

Ich muss zugeben, dass ich mit allen üblichen Vorurteilen, die man bezüglich Praktika im Laufe seiner Studentenzeit sammelt, nach Berlin gereist war und stellte mir die folgenden fünf Wochen so vor, dass ich den ganzen Tag gut gekleidet im Büro „leichte“ Tätigkeiten unter strenger Beaufsichtigung ausüben würde. Kopiert und Kaffee gekocht wird schließlich auch im Bundestag.

Aber schon der erste Arbeitstag stellte, verglichen damit, eine herbe Enttäuschung dar. Nicht nur, dass ich direkt vom kompletten Team herzlich empfangen wurde; Ich bekam von Beginn an eigene Aufgaben und Termine zugewiesen, die ich möglichst selbständig erledigen sollte. Noch völlig irritiert durch die unerwarteten Ereignisse, schleppte Kerstin Griese mich am Montagmorgen auch schon mit zum ersten Termin.

Und genau so verlief der Rest der Woche: Jeden Tag wich ich kaum von Kerstin Grieses Seite und begleitete sie zu AG- und Ausschusssitzungen, vertrat sie bei Terminen und schrieb darüber Protokolle oder fasste Berichte von Forschungsinstituten und Interessensverbänden zusammen. Darüber hinaus stellte sich nicht nur Kerstin Griese als unheimlich nette und hilfsbereite Person heraus – fünf Wochen erkundete ich mit ihrem Fahrrad Berlin –, sondern auch Inga Wagner (die Büroleiterin) verkörperte alles andere als eine strenge Betreuerin, indem sie immer alle Fragen beantwortete und alle Vorgänge erklärte – zur Not auch dreimal, aber immer mit der selben Geduld. Hanna Niedermeier und Johanna Suwelack taten beide mit ihrer herzlichen Art ihr übriges. Im Büro Griese wird immer viel gelacht.

Das Praktikum wurde dank des unerschöpflichen Einsatzes aller jeden Tag mit kleinen Highlights bestückt: Besuch der Plenarsitzung zu Gerhard Schröders Regierungserklärung, SPD-Fraktionssitzung mit Franz Müntefering, nachträgliches Weihnachtsessen des Teams mitten im Frühjahr, Praktikantenstammtisch, Besuch des ZDF-Morgenmagazins, Parlamentarischer Abend, Netzwerk-Veranstaltung, Johanna Suwelacks Führung durch das Reichstagsgebäude und mein persönlicher Gang ins Kanzleramt. Hinzu kam, dass in der letzten Woche eine große Gruppe aus Niederberg und Ratingen anreiste, so dass ich die Gelegenheit bekam, während Museums- und Ministeriumsbesuchen auch noch Kerstin Grieses ebenso sympathische und engagierte Wahlkreismitarbeiter kennenzulernen.

Ein weiteres Highlight war mein persönliches Mammutprojekt: Die Türkeireise. Kerstin Griese besuchte während meines Berlinaufenthalts drei Tage lang die Türkei, um sich dort mit Frauenrechtsorganisationen und türkischen Politikerinnen und Politikern zu treffen, was ich inhaltlich mit vor- und nachbereiten durfte. Konkret bedeutete das die Recherche über Frauenrechte und den Islam in der Türkei, die Anfertigung einer Mappe mit allen wichtigen Informationen und Abläufen, sowie die nachträgliche Ausarbeitung des Türkei-Berichts. Das ein oder andere Mal wäre ich gerne daran verzweifelt, aber das Ergebnis war unglaublich zufriedenstellend und nebenbei habe ich eine Menge lernen können. Außerdem konnte ich so immerhin doch noch behaupten, in fünf Wochen Praktikum wenigstens einmal den Kopierer exzessiv genutzt zu haben.

Meine Zeit in Berlin war alles in allem unglaublich abwechslungsreich und spannend. In den Nicht-Sitzungswochen, in denen Kerstin Griese in ihrem Wahlkreis arbeitet, habe ich alle wichtigen Büroabläufe kennengelernt und so manches Mal über Ausmaß und Inhalt der Post einer Ausschussvorsitzenden gestaunt.

Nebenbei fand ich noch genügend Zeit, die Hauptstadt zu erkunden. Gelernt habe ich eine Menge über die Funktionsweise des Bundestages, aber vor allem über den stressigen Arbeitsalltag einer Parlamentarierin. Über das Durchhaltevermögen von Kerstin Griese und Inga Wagner in Sitzungswochen kann ich nur staunen. An dieser Stelle möchte ich also noch mal herzlich für die tolle Zeit danken. Ich habe wirklich eine Menge mitgenommen aus meiner Zeit im Bundestag, und seit meinem Praktikum weiß ich übrigens auch Einiges zu antworten auf die Frage: „Politiker? Was machen die überhaupt?“

Praktikum

23.6.05

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