Berlin

SPD diskutiert über Jugendpolitik

Hip-Hop als Abschluss einer Veranstaltung im Willy-Brandt-Haus

von Jan Lichtwitz

spd.de: Jugendpolitik stärken

Was sind die Anliegen der jungen Generation? Welche Rahmenbedingungen brauchen Jugendliche am Übergang in ein selbstbestimmtes Leben? Wo gibt unsere Gesellschaft Jugendlichen Raum sich ein- und mitzumischen? Unter dem Titel „Leben. Lernen. Zukunft. Jugend im Mittelpunkt“ hat der neu gegründete Gesprächkreis Jugendpolitik des SPD-Parteivorstandes diese und andere Fragen mit Jugendlichen, Politikern und Experten diskutiert. Gleichzeitig wurde das Impulspapier des Gremiums vorgestellt, das Jugendfragen wieder stärker in den Blick der politischen Debatte rücken möchte. „Um die ist es in der öffentlichen Debatte in den letzten Jahren leider still geworden“, betonte die Vorsitzende des Jugendausschusses im Bundestag und Leiterin des Gesprächskreises zum Auftakt der Veranstaltung. Dabei sei, so Griese, Jugend eine eigene Lebensphase, die besondere politische Antworten benötige. Leider werde die Jugendministerin der Bundesrepublik nur selten als solche wahrgenommen, bemerkte Griese.

Thomas Rauschenbach, Professor für Sozialpädagogik und Direktor des Deutschen Jugendinstituts, forderte in seinem Eingangsreferat eine eigenständige Jugendpolitik. Es werde in Medien und Politik zwar über Jugendgewalt, Integrationsprobleme, fehlende Ausbildungsplätze und schlechte Schulabschlüsse diskutiert, Jugendthemen insgesamt seien aber nur auf den zweiten Blick zu finden, sagte Thomas Rauschenbach (Deutsches Jugendinstitut) in seinem Eingangsreferat. Es gehe nun darum, zu einer verlässlichen Jugendpolitik zu kommen, die sich mit Befähigung, einer eigenständigen Jugendsozialpolitik, Generationengerechtigkeit und angemessener Beteiligung beschäftige. „Wir dürfen Jugendliche nicht als Anhängsel einer politischen Erwachsenenkultur verstehen“, ist sich Rauschenberg sicher. „Sie sind durchaus in der Lage die Zukunft, in der sie leben müssen auch selbst zu gestalten“.

Hier bekam Rauschenbach Unterstützung von Falken-Chef Sven Frye. „Wo öffentliche Institutionen heute Partizipation draufschreiben ist oft nur Scheinbeteiligung drin. Es reicht nicht jugendliche Ideen als Impulse aufzunehmen, sondern es müssen echte Entscheidungskompetenzen abgegeben werden.“

Einigkeit herrschte unter den anwesenden Expertinnen und Experten darüber, die Diskussion um die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre voranzutreiben. „Hierfür gibt es leider noch keine Mehrheit im Deutschen Bundestag“, stellte Kerstin Griese fest und ergänzte, dass eine Herabsetzung des Wahlalters auch einen stärkeren Umgang mit Politik im Unterricht voraussetze. „Dass einige unionsgeführte Bundesländer ihre Landeszentrale für politische Bildung abgeschafft haben, war ein fataler Fehler.“

Überraschender Höhepunkt der Veranstaltung war der Besuch von 15 Jugendlichen des Hip-Hop-Streetwork-Projekts Gangway. Die jungen Rapper kamen wortwörtlich unmittelbar von der Bronx in die SPD-Parteizentrale. Die Gruppe befand sich auf der Rückreise von einem Hip-Hop-Workshop in New York. Sichtbar erstaunt waren die Anwesenden über die Qualität des Live-Auftritts der jungen Künstler. Unerwartet klar formulierte und hochpolitische Statements brachten die Musiker, die in ihrem sonstigen Leben meist als gesellschaftliche Verweigerer abgestempelt werden, auf die Bühne. Gangway-Mitglied Erkan Balci ist sich sicher: „Hip-Hop ist nicht nur Show und Plattenverkauf, auch wenn deutsche Medien diesen Gangsta-Rap gerne sehen. Für uns ist Hip-Hop Liebe, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Das sind für mich auch die Fundamente einer funktionierenden Gesellschaft.“

Impulspapier Leben. Lernen. Zukunft

27.12.08

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