Berlin

Internationaler Frauentag

Sechs Bundesministerinnen wollen mehr Chancengerechtigkeit durchsetzen

gender-mainstreaming.net: ein Online-Nachschlagewerk

Die sechs Bundesministerinnen präsentierten am diesjährigen Internationalen Frauentag die Erfolge bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming, dem Leitprinzip im Handeln der Bundesregierung für mehr Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern. Die Ressortchefinnen Renate Schmidt, Edelgard Bulmahn, Renate Künast, Ulla Schmidt, Heidemarie Wieczorek-Zeul und Brigitte Zypries informierten bei einem Pressefrühstück über konkrete Projekte in ihrer Zuständigkeit und wiesen auf die neu gestaltete Internetseite www.gender-mainstreaming.net hin.

Der Alltag und die Lebensrealität von Männern und Frauen unterscheiden sich in weiten Bereichen. Ob beispielsweise bei der Kinderbetreuung, im beruflichen Bereich, bei der Verkehrsnutzung oder in der Altenpflege – Männer und Frauen sind von politischen, gesetzgeberischen oder administrativen Maßnahmen stets unterschiedlich betroffen. Hier setzt Gender Mainstreaming an: Seit dem Jahr 2000 müssen gemäß der Geschäftsordnung der Bundesministerien bei allen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig berücksichtigt werden. Die Bundesregierung folgt damit den Vorgaben des Amsterdamer Vertrages der Europäischen Union. Ziel ist es, für Frauen und Männer gleiche Lebenschancen zu erreichen. Seit Mai 2000 steuert die Interministerielle Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming – unter koordinierender Federführung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – die Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Bundesverwaltung. Alle Bundesministerien haben bis Ende 2003 Pilotprojekte und Schulungen abgeschlossen, nun geht es um die Überführung von Gender Mainstreaming in die Regelpraxis.

Die Bundesfrauenministerin Renate Schmidt, erklärte: „Gender Mainstreaming sollte eine Selbstverständlichkeit sein, denn es bedeutet nichts anderes, als die Welt durch die Augen von Männern und Frauen wahrzunehmen und entsprechend bei allen Vorhaben für Chancengleichheit aktiv zu werden. Es ist ein großer Rechtsfortschritt, dass Gender Mainstreaming Leitprinzip des Handelns der Bundesregierung geworden ist. Uns geht es nun darum, das geltende Recht ganz praktisch mit Leben zu füllen. In den Verwaltungen gibt es dafür inzwischen Gender-Expertinnen und –Experten.“

Edelgard Bulmahn, Ministerin für Bildung und Forschung, sagte: „Eine bessere Qualifizierung von Frauen steht auch im Fokus der Innovationsinitiative der Bundesregierung. An den Universitäten, die die eigentlichen Motoren des Fortschritts sein sollten, kommen noch entschieden zu wenig Frauen in Spitzenpositionen. Die Besetzung der neuen Juniorprofessur zeigt, wie es gehen kann: Bei den Juniorprofessuren liegt der Anteil der Frauen bei fast 30 Prozent. Dies sollten sich die Universitäten und Forschungsinstitute zum Vorbild nehmen.“

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, betonte die große Bedeutung von Gender Mainstreaming für die Entwicklung ländlicher Räume: „Junge Frauen sind die Ersten, die den ländlichen Räumen den Rücken kehren, wenn sie keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sehen. Gleichzeitig gehen neue Ideen und Innovationen oft von Frauen aus. Wir haben angefangen, die Förderung so umzustellen, dass sie auf die Lebenssituation von Frauen zugeschnitten ist und neue Perspektiven eröffnet.“

Die Ministerin für Gesundheit und Sozials, Ulla Schmidt, hob hervor: „Für eine verbesserte Situation von Frauen mit Brustkrebs brauchen wir sowohl in der Prävention als auch in der Diagnose und der Behandlung eine gesicherte Qualität auf höchstem Niveau. Nur so kann die Lebensqualität der betroffenen Frauen erhöht und die Anzahl der Todesfälle durch Brustkrebs gesenkt werden. Hier haben wir bereits Entscheidendes geleistet: In der gesamten Bundesrepublik wird jetzt stufenweise das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeführt. Damit ergänzen wir die bereits bestehenden Früherkennungsmaßnahmen. Wir haben die strukturierten Behandlungsprogramme auf den Weg gebracht. Sie werden laufend auf den aktuellen Stand des Wissens gebracht. Damit verbunden ist die Notwendigkeit der flächendeckenden Qualitätssicherung der entsprechenden medizinischen Einrichtungen.“

Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, wies darauf hin, dass weltweit 1,2 Milliarden Menschen mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen müssen. Davon sind 70 Prozent Frauen. „Wir sorgen in unserer Entwicklungszusammenarbeit dafür, dass die Förderung von Frauen bei allen Programmen berücksichtigt wird. Wir helfen mit, damit Frauen auch in traditionell geprägten Gesellschaften ihre Rechte durchsetzen können. Und wir stärken Frauen mit gezieltem ,empowerment‘ den Rücken, damit sie auch in der Politik partizipieren können. Es ist ein großer Erfolg, dass in Afghanistan die Frauenrechte in der neuen Verfassung verankert sind und dass Mädchen jetzt die Schule besuchen können. Wir tragen dazu bei, dass Frauen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können – zum Beispiel durch Kredite an Existenzgründerinnen wie in Afghanistan. Die Welt darf die knappen Mittel nicht für Kriege und Rüstung verschwenden, wenn gleichzeitig täglich 6.000 Kinder sterben, weil sie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben“, so die Ministerin.

„Meine Aufgabe als Bundesjustizministerin ist es, den Gender-Aspekt bei der Gesetzgebung zu berücksichtigen, denn Gesetze haben in vielerlei Hinsicht Einfluss auf unser tägliches Leben. Sie wirken sich am Arbeitsplatz genauso aus wie im Familienleben oder in der Gesundheitsvorsorge – und in allen diesen Lebensbereichen ist die unterschiedliche Betroffenheit von Männern und Frauen zu beachten“, sagte die Ministerin Brigitte Zypries.

Gender Mainstreaming ergänzt das Instrumentarium der klassischen Frauenförderung: Ist die klassische Frauenpolitik darauf gerichtet, Diskriminierungen von Frauen zu beseitigen, zielt Gender Mainstreaming umfassender darauf ab, alle Maßnahmen auf ihre Auswirkungen auf Männer und Frauen zu prüfen und sie entsprechend anzugleichen. Gender Mainstreaming ist nicht auf staatliche oder kommunale Verwaltungen beschränkt, sondern ist auch für die Privatwirtschaft zum „Managing Diversity“ – für eine Vielfalt von Belegschaft und Kundschaft – interessant.

Die neu gestaltete Internetseite www.gender-mainstreaming.net bietet ab sofort ein online verfügbares Nachschlagewerk „Wissensnetz – Gender Mainstreaming für die Bundesverwaltung“, das die praktische Umsetzung begleitet. Aktuelle Meldungen, ein Gender-Quiz, ein abonnierbarer Newsletter und Informationen zu Gender Mainstreaming aus der Bundes-, Länder-, Kommunal- und Internationaler Ebene ergänzen die Informationen.

Beispiele aus der öffentlichen Verwaltung verdeutlichen, was eine geschlechtersensible Sichtweise für die Verwaltungsarbeit bedeuten kann:

www.gender-mainstreaming.net
Bundesfrauenministerium: Gender Mainstreaming

8.3.04

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